„Bitte Vorteil lassen“ Augsburgs Neu-Trainer Baum pokert vor Debüt gegen Gladbach
Augsburg (dpa) - Nach dem Trainer-Ungemach zählt beim FC Augsburg nur noch Borussia Mönchengladbach. Interimscoach Manuel Baum will die zuletzt schwächelnden Schwaben nach vier Spielen ohne Sieg wieder auf Kurs bringen.
„Ich kenne die Augsburger Mannschaft seit zweieinhalb Jahren und weiß um die Qualität“, sagte der 37-Jährige vor seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga. Er will am Samstag (15.30 Uhr) Turbulenzen um die Ruck-Zuck-Trennung von Dirk Schuster hinter sich und seinem Team lassen. „Mir ist ganz wichtig, dass wir uns ausschließlich mit Borussia Mönchengladbach beschäftigen.“
Die Gladbacher kommen als auswärtsschwacher Gegner vielleicht auch gerade recht - nur ein Pünktchen steht in der mageren Saisonbilanz bei Spielen in gegnerischen Stadien.
Dass der FCA durch den Trainerwechsel schwieriger auszurechnen ist, genießt Baum. „Ich bitte darum, dass man mir den Vorteil noch gönnt, dass wir nichts rauslassen“, meinte Baum mit einem Lächeln, „wir haben einen Plan und hoffen, dass er umgesetzt wird.“ Taktik, Formation, Aufstellung - darüber ließ der 37-Jährige seine Zuhörer rätseln. Bock, Lust und Mut - das will er auf jeden Fall von seinem Team sehen.
Den Gladbachern schmecken die personellen Turbulenzen in Augsburg gar nicht. „Wenn man einen Trainerwechsel vor einem Spiel hat, ist das für den Gegner immer ungünstig“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Er war von der Entwicklung in Augsburg überrascht. „Uns erschwert diese Entscheidung ein bisschen die Vorbereitung, weil wir nicht wissen, inwiefern sie ihre Spielweise mit dem neuen Trainer ändern werden. Wir versuchen aber natürlich zu ergründen, wie das Spiel am Wochenende aussehen kann und wie der Trainer spielen lässt“, sagte Schubert.
Baum, bisher Nachwuchs-Cheftrainer, kennt die langjährige Spielphilosophie der Augsburger, hat in diesem Bereich viel mitgearbeitet. Er dürfte daher nicht mit einer riesigen Überraschung aufwarten. Kompakt verteidigen, schnell umschalten, zielstrebig in der Offensive agieren - das waren die Tugenden in der Ära von Markus Weinzierl. Sein Nachfolger Schuster ließ defensiver spielen - auch wegen zahlreicher Ausfälle im Angriff.
„Wer den FCA beobachtet hat und gesehen hat, wie wir zu Erfolgen gekommen sind, weiß, dass es uns gut tut, offensiver und mutiger aufzutreten. Wir wollen zu Hause mutig auftreten“, sagte Kapitän Paul Verhaegh, der klar das schwierige Binnenklima zwischen Team und Trainer ansprach. „Innerhalb der Mannschaft hat die hundertprozentige Überzeugung gefehlt. Wir müssen jetzt nach vorne schauen und versuchen, Punkte zu holen. Das Spiel gegen Gladbach wird sehr wichtig für uns.“
Mehrere Statements von Manager Stefan Reuter konnten den mysteriösen Eindruck der Trennung von Schuster nicht komplett zerstreuen. Umso lieber würde er am Samstag nur über Sport und einen Sieg sprechen. „Die Kunst der Profis besteht darin, sich jetzt auf die kommende Aufgabe zu konzentrieren“, erklärte der Weltmeister von 1990. Danach steht noch ein Auswärtsspiel in Dortmund an, ehe er mit den Führungskollegen Bilanz ziehen wird. Bis dahin hat Baum die Chance, sich beim FCA auch in führender Rolle zu profilieren.