Bayern können auch ohne Rekord feiern
München (dpa) - Uli Hoeneß äußerte nur einen Weihnachtswunsch: „Dass es so bleibt, wie's ist!“ Auch wenn das 1:1 (0:1) im letzten Ligaspiel des Jahres gegen Borussia Mönchengladbach ein ärgerlicher Stimmungsdämpfer für die Bayern vor der internen Weihnachtsfeier am Samstagabend war.
Der hauptsächlich von Torwart Marc-André ter Stegen vereitelte Hinrunden-Rekord in der Fußball-Bundesliga konnte die Großwetterlage beim weit enteilten Herbstmeister nicht trüben. „Wir können total gelassen und sehr, sehr zufrieden in die Winterpause gehen“, verkündete Präsident Hoeneß nach der Lasershow im Anschluss an das Heimfinale 2012 in der Allianz Arena: „Wir haben eine prima Grundlage geschaffen für die Rückrunde. Wenn wir so konsequent arbeiten, wie das jetzt der Fall war, werden wir unsere Ziele erreichen.“ Und diese heißen: Titel und Trophäen gewinnen!
Die zweite Jahreshälfte 2012 hat den Fußball-Seelenfrieden beim Rekordchampion wieder hergestellt, wie Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Freitagabend zufrieden resümierte: „Die Vorrunde hat die Narbe, die wir uns am 19. Mai im Champions-League-Finale gegen Chelsea zugezogen haben, ein Stück wieder schließen lassen.“
Natürlich wurmte es die Bestmarken-Jäger ein wenig, dass sie mit 42 Zählern den eigenen Hinrundenrekord von 44 Punkten aus der Saison 2005/06 unter Felix Magath nicht wiederholen konnten. Doch Manuel Neuer fand schnell Ersatz: „Man kann einfach die Tabelle für sich sprechen lassen.“ Die Verfolger um Bayer Leverkusen sind weit distanziert, die 23. Meisterschaft ist programmiert. Trotzdem wertete Neuer das Unentschieden im Klassiker gegen Gladbach als kleinen Warnschuss. „Wir dürfen nicht die Füße hochlegen. Wir haben eine schwere Rückrunde vor uns.“
Deutschlands Nummer 1 bekam nur einen Schuss aufs Tor - und der war drin. Der Handelfmeter von Thorben Marx (21. Minute) war erst Gegentor Nummer sieben für Neuer, womit die Bayern die Bestmarke des VfB Stuttgart von Ende 2003 egalisieren konnten. Pechvogel Jérome Boateng empfand den Elfmeterpfiff zwar als Fehlentscheidung: „Wo soll ich meine Arme hinnehmen?“ Doch selbst Hoeneß nahm Schiedsrichter Tobias Welz in Schutz: „Wenn man so hingeht, dann braucht man sich nicht zu wundern, dass man Elfmeter kriegt.“
Entscheidender für den Spielausgang waren ohnehin die Großtaten von Gladbach-Torwart ter Stegen. Der 20-Jährige parierte schwerste Bälle, nur das erste Bundesligator des Schweizers Xherdan Shaqiri konnte er nicht verhindern. „Ter Stegen war der beste Mann auf dem Platz“, meinte Bayern-Trainer Jupp Heynckes. „Weltklasse“, schwärmte auch Rummenigge. „Es gab viel zu tun“, bemerkte der hochgelobte Jung-Nationalspieler selbst. Das erste Leistungstief in seiner noch jungen Karriere hat ter Stegen spätestens im letzten Spiel des Jahres überwunden. „Gerade zum Ende wurde es für mich immer besser und besser“, erklärte der hochtalentierte Schlussmann stolz.
Insgesamt hat die Borussia nach dem schwerwiegenden Verlust der Leistungsträger Marco Reus, Roman Neustädter und Dante mit einem starken Endspurt noch die Kurve gekriegt. „Wir haben am Ende immer mehr Punkte gesammelt und uns ran gekämpft“, betonte ter Stegen. Die internationalen Startplätze sind wieder in Reichweite gerückt.
Die Bayern-Profis haben im Gegensatz zu den Gladbachern noch einen letzten Auftrag vor dem „verdienten Weihnachtsurlaub“ (Rummenigge) zu erledigen. „Wir möchten auch im Pokal überwintern“, sagte der Vorstandsvorsitzende zum Achtelfinal-Duell am kommenden Dienstag beim FC Augsburg. Womöglich steht dann auch Javier Martínez wieder zur Verfügung, der sich bei einem Zweikampf mit Martin Stranzl eine Quetschung des Augapfels zuzog. Die ausstehende Pokal-Aufgabe werde auch Auswirkungen auf die Weihnachtsfeier am Samstagabend haben, meinte Torschütze Shaqiri: „Höchstens ein Gläschen, mehr nicht!“