Bobadilla und die Spielintelligenz
Der Argentinier wechselt nach Bern. Ins System Favre hat der Stürmer nie gepasst.
Mönchengladbach. Nach dem erfolgreichen Pokalspiel gegen Schalke 04 kurz vor Weihnachten sprach Lucien Favre in einer kleinen Journalistenrunde über Spielintelligenz bei Fußballern. Ohne dieses grundlegende Verständnis des Ballsports, so der Trainer von Borussia Mönchengladbach, könne ein Akteur nicht langfristig in der Fußball-Bundesliga bestehen. Diese Spieler seien oft zu langsam, gedanklich wie körperlich, und es fehle an der Technik. „Ohne Spielintelligenz musst du einen anderen Job machen“, so das Urteil von Favre.
Es ist davon auszugehen, dass der Schweizer Raul Bobadilla diese Spielintelligenz abgestritten hat. Den 24 Jahre alten Stürmer ließ Favre am Donnerstag jedenfalls zu Young Boys Bern ziehen. Über die Ablösesumme wurde Stillschweigen vereinbart, sie soll im Bereich 1,5 bis zwei Millionen Euro liegen. Mit Bern wurde vereinbart, dass die Borussia von einem Weiterverkauf profitiert. Dem Verein lagen mehrere Angebote für den Stürmer vor, auch aus der Bundesliga. Bobadilla zog es vor, in die Liga zurückzugehen, in der er sportlich groß geworden ist. Zweieinhalb Jahre spielte er für Grashoppers Zürich. Die vier Millionen Euro Ablöse, die der VfL für den Stürmer auf den Tisch legte, dürften als größter Flop von Sportdirektor Max Eberl in die Bücher eingehen.
Eberl hatte im Trainingslager auf WZ-Anfrage noch beteuert, er gehe nicht von einem Wechsel „Bobas“ aus. Bereits nachdem der Argentinier verspätet in die Türkei geflogen war, wegen „muskulärer Probleme“, obwohl er vor dem Abflug beschwerdefrei trainiert hatte, hatten Wechselgerüchte die Runde gemacht.
Bobadilla wirkte wie ein Fremdkörper im System Favre, das auf hohe Laufbereitschaft im Defensivverhalten, schnelle Kombinationen mit direktem Spiel und Läufen in die Tiefe der gegnerischen Hälfte setzt. Im Sommer-Trainingslager in Bad Wörishofen hatte Bobadilla im Gespräch mit der WZ gesagt: „Ich wollte unbedingt zurück zur Borussia und endlich zeigen, was ich kann.“ Damit ist er nun endgültig gescheitert. Bezeichnend: Bobadilla hatte seinen Wechsel noch vor dem Klub auf seiner Facebook-Seite bekanntgegeben. Ob der Verein noch einmal auf dem Transfermarkt tätig wird, stand bis Donnerstag noch nicht fest. gon