Hanke erlebt bei Borussia zweiten Frühling

Mönchengladbach. Alle reden von Reus, Herrmann oder ter Stegen, doch ein heimlicher Gewinner des Aufschwungs bei Borussia Mönchengladbach ist Mike Hanke. Der frühere Nationalspieler hat sich am Niederrhein nicht nur bestens akklimatisiert, er ist aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken.

Dabei hat der einstige Mittelstürmer unter Trainer Lucien Favre eine enorme Wandlung zum Allround-Offensivspieler vollzogen. „Früher stand ich mehr im Strafraum und habe auf die Bälle gewartet“, sagte der Borussen-Profi. Heute glänzt der 28-Jährige als Vorbereiter und Dauerläufer.

„Er ist ein guter Fußballer und ein sehr intelligenter Spieler“, befand sein Coach. Favre hat aus dem ehemaligen „Neuner“ einen sogenannten „Neuneinhalber“ geformt, also einen Spieler, der zwischen Sturmmitte und zentralem offensiven Mittelfeld agiert. „Früher war ich immer für das Toreschießen verantwortlich, Favre ist der erste Trainer, der auch andere Qualitäten von mir zur Geltung bringen will“, sagte Hanke. „Die Technik und die Spielintelligenz habe ich mir zugetraut“, meinte der im westfälischen Hamm geborene Profi.

In seinem früheren und anderen Fußballerleben spielte der Ex-Schalker sogar in der Nationalmannschaft. Zwölf Einsätze, ein Tor und die Teilnahme am Sommermärchen 2006 waren bislang die Höhepunkte einer vielversprechenden Karriere, die dann irgendwo zwischen dem VfL Wolfsburg und Hannover 96 einen Knick bekam. Seit 2007 hat Hanke kein Länderspiel mehr bestritten, als Junioren-Kicker absolvierte er 64 Auswahlspiele für den DFB in verschiedenen U-Teams.

In Mönchengladbach, wo er seit einem Jahr spielt, erlebt Hanke heute so etwas wie seinen zweiten Frühling. Er ist nicht mehr der Jungstar, sondern der erfahrene Profi, der dem Nachwuchs Hilfestellung geben kann. „Ich will hier mit der Mannschaft viel erreichen, mich weiterentwickeln und den jungen Spielern Input geben. Ich bin 28 und in einem guten Fußballalter. Bei mir geht noch einiges“, sagte Hanke, der beim glanzvollen 3:1-Sieg gegen den FC Bayern den zweiten Treffer durch Patrick Herrmann mit einem mustergültigen Pass einleitete. „Das war nicht so einfach wie es aussah“, sagte der Gladbacher Profi.

Seine lockere und kommunikative Art außerhalb des Platzes kommt beim Club und den Fans gut an. So verblüffte er die Journalisten im Winter-Trainingslager in Belek nach dem ganzen Wechsel-Theater um Marco Reus und Roman Neustädter eines Tages plötzlich mit der Ankündigung: „Ich werde ebenfalls wechseln“. Lange konnte er sich das Grinsen allerdings nicht verkneifen. Es war seine Art, mit der ganzen Unruhe um das Team umzugehen.

„Wir haben das alles nicht an uns herankommen lassen. Wir wollen keine negative Energie von außen. Unsere große Stärke ist der Zusammenhalt“, sagte Hanke. Auch Favres „Wir-schauen-von-Spiel-zu-Spiel“-Mentalität hat er längst verinnerlicht. Gefragt nach Titelchancen, antwortet er: „Da können wir zwei Spieltage vor Schluss drüber reden“. dpa