Borussen verlassen sinkendes Schiff

Mit den Millionen aus den Verkäufen der Ur-Gladbacher Jansen und Polanski wird das neue Team gebaut.

Mönchengladbach. Das rauschende Finale steigt am Samstag in Stuttgart, das beklemmende in Mönchengladbach mit dem Heimspiel gegen Bochum. Der "Mythos Borussia" hat in der Fußball-Bundesliga ausgespielt, nach 1999 zum zweiten Mal. Der Niedergang einer der beliebtesten Fußball-Klubs der Bundesliga schmerzt besonders die rund 40 000 Mitglieder und die leidgeprüfte Fangemeinde des viertgrößten Vereins in Deutschland.

Daher erwartet den Vorstand um Präsident Rolf Königs am 30. Mai eine Mitgliederversammlung im Nordpark mit bohrenden Fragen vor allem nach der sportlichen Zukunft des Vereins. Der Neuaufbau wurde gestern mit der ersten Verpflichtung von Torhüter Uwe Gospodarek von Zweitliga-Absteiger Wacker Burghausen eingeleitet.

Der 33 Jahre alte Gospodarek (219 Erst- und Zweitligaspiele), einst mit Borussias Sportdirektor Christian Ziege bei Bayern München unter Vertrag, ist als Nummer 2 hinter Christofer Heimeroth vorgesehen und erhält einen Drei-Jahres-Vertrag.

Interessanter ist die Personalie von Ur-Borusse Marcell Jansen. Er verlässt die Borussia, wie Trainer Jos Luhukay gestern bestätigte: "Marcell hat das Sportdirektor Christian Ziege gesagt." Dieses Bekenntnis von Jansen stützt die These, dass Bayern-Manager Uli Hoeneß seinem Aufsichtsrat am Montagabend Jansen als neuen Spieler vorgestellt hat. Es gehe jetzt darum, "die Schmerzgrenze festzulegen", sagte Luhukay.

Denn allein mit Millionen aus Transfererlösen kann der Niederländer der Mannschaft ein neues Gesicht geben, um das Unternehmen Wiederaufstieg erfolgreich angehen zu können. Bayern ist bereit, sieben Millionen Euro zu zahlen. Gladbach beharrt jedoch auf den zehn Millionen Euro, die der HSV vor einem Jahr geboten hatte. Eine Million Euro will der VfL Wolfsburg für den zweiten Ur-Borussen, Eugen Polanski, zahlen. "Er hat mir zwei Mal gesagt, dass er weg will. Jetzt müssen wir uns über die Ablösesumme unterhalten", sagte Luhukay.

Den als Führungsspieler vorgesehenen Steve Gohouri droht Luhukay indes zu verlieren. Denn der Ivorer will die Reduzierung seiner Bezüge um rund 40 Prozent nicht akzeptieren. Eine Alternative wäre Roel Brouwers von Luhukays Ex-Klub Paderborn. Für 250 000 Euro Ablöse bekommt Luhukay seinen Landsmann, ebenso wie den nach Bielefeld ausgeliehenen Marcel Ndjeng, einen offensiven Mittelfeldspieler. Aber vor allem im Angriff benötigt Luhukay Qualität und Tore: "Ich will einen Stürmer, der Tore erzielt und der eine Abwehr alleine beschäftigt."