Borussia: In Wolfsburg ist alles möglich
Mit einem Sieg beim Fünften der Liga kann Gladbach theoretisch bis auf Rang vier vorrücken.
Mönchengladbach. Lucien Favre schaut kurz auf einen vor ihm liegenden Statistik-Zettel. Dann sagt der Cheftrainer von Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach mit Blick auf das heutige Saisonfinale in Wolfsburg: „Nur ein Punkt aus den vergangenen acht Spielen — Zeit, das sich das ändert.“ Trainer, Spieler, Präsidium, Fans — bei Borussia haben sich alle auf den Showdown in der Autostadt noch einmal eingeschworen.
Das Ziel ist klar und wird von allen Beteiligten offensiv kommuniziert. „Wir wollen die Saison zum Abschluss vergolden“, sagt Mittelfeldspieler Christoph Kramer. Platz sechs und somit die Playoff-Runde zur Europa League haben die Fohlen bereits sicher.
Mit einem Auswärtscoup könnte die Favre-Elf allerdings noch an Gegner Wolfsburg in der Tabelle vorbei auf Platz fünf ziehen und somit die direkte Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League sichern.
Würde darüber hinaus Leverkusen sich zeitgleich daheim gegen Bremen blamieren, könnte Borussia sogar der Sensationssprung auf Rang vier und die Qualifikationsrunde zur Champions League gelingen. Ein letzter Akt, in dem es neben Prestige vor allem um satte Millionen-Einnahmen aus den üppig gefüllten Fleischtöpfen der Uefa geht. „Das wird für alle Beteiligten noch einmal sehr spannend. Alles ist möglich am letzten Spieltag. Wir müssen gewinnen. Wolfsburg auch. Leverkusen kann gegen Bremen verlieren. Es kann viel passieren.“
Diese Hoffnung haben auch die Fohlen-Fans. Mehr als 5000 von ihnen werden heute in Wolfsburg erwartet. Dass die Autostadt allerdings normalerweise kein gutes Pflaster für die Borussia ist, ist kein Geheimnis. Die Bilanz dort (zehn Pleiten, zwei Siege, ein Remis) taugt nicht wirklich als Mutmacher.
Doch eins kann Gladbach: Finale in und gegen Wolfsburg. Und das darf am Niederrhein allen Mut für das Endspiel um das Direkt-Ticket ins europäische Geschäft machen. Zweimal hat es bereits ein Entscheidungsspiel gegen Wolfsburg gegeben. So am 9. Mai 1998, als Gladbach am letzten Spieltag unbedingt gewinnen musste und 2:0 (Effenberg, Wynhoff) bei den „Wölfen“ gewann.
Torwarttrainer Uwe Kamps (49), damals als Spieler mittendrin im Geschehen, erinnert sich: „Das war ein spannendes Ding. Wir waren vorab ja für mehr oder weniger tot erklärt worden. Da haben einige gedacht, wir wären schon abgestiegen.
Wir waren auf uns und die Hilfe anderer angewiesen. Wir mussten in Wolfsburg gewinnen. Das haben wir hinbekommen. Dann haben auch noch die anderen Ergebnisse gestimmt. Nach dem Schlusspfiff brachen dann alle Dämme. Es hatte sich angefühlt wie eine kleine Meisterschaft.“
Auch im DFB-Pokalfinale 1995 setzten sich Kamps und Co. gegen den VfL Wolfsburg souverän (3:0) durch. „Das war etwas ganz Besonderes, wir hatten einen richtigen Titel gewonnen.“ Nun ist Uwe Kamps zum dritten Mal bei einem Finale gegen Wolfsburg dabei. „Wenn man so will“, sagt er zuversichtlich, „können Fohlen Endspiele gegen Wolfsburg. Und aller guten Dinge sind drei.“