Borussia: Meyer mistet aus
Gladbachs Cheftrainer hat am Dienstag Sascha Rösler, Sharbel Touma und Soumaila Coulibaly in die U 23 verbannt.
Mönchengladbach. Auf dem neuen Fan-Kalender der Borussia prangt auf dem Titelbild das sympathische Konterfei von Marko Marin, und auch Mittelfeldspieler Sascha Rösler wird in dynamischer Pose sehr auffällig dargestellt. Kurios: Während der eine, Jung-Nationalspieler Marin nämlich, mit seinem Starappeal momentan als "Werbeträger" die absolute Nummer 1 bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach ist, spielt der andere, Rösler, unter diesem Aspekt schon seit Längerem keine Rolle mehr und auch bei Cheftrainer Hans Meyer (66) nur die "zweite Geige" im VfL-Ensemble.
Offenbar spricht der Trainer-Veteran Meyer dem Anführer der Aufstiegsmannschaft sogar die spielerische Klasse und ein sauberes Verhalten ab, um andere Akteure zu verdrängen oder dem Abstiegskampf mit aller Kraft und Inbrunst zu begegnen.
Gestern bekam es Rösler dann auch schneller als erwartet schwarz auf weiß. In einer Presseerklärung gab der VfL Borussia bekannt, dass die Spieler Sascha Rösler, Soumaila Coulibaly und Sharbel Touma - sie haben allesamt Verträge bis 2010 - aus dem Bundesligakader gestrichen worden sind. Alle drei werden ab sofort bei der U 23 trainieren bzw. ein separates Training erhalten. "Wir haben mit allen dreien gesprochen und sie darüber informiert, dass wir nicht mehr mit ihnen planen.
Sie wissen nun über ihre Situation Bescheid und können sich anderweitig orientieren", sagte Sportdirektor Max Eberl. "In unserer schwierigen Situation ist es unabdingbar, dass wir nicht weiter mit Profis arbeiten, die unzufrieden sind, weil sie nicht spielen oder weil sie wissen, dass mit ihnen nicht mehr geplant wird", betonte Trainer Hans Meyer, "ich möchte in den kommenden Wochen ganz konzentriert mit einer kleineren Spielergruppe arbeiten und gewährleisten, dass wir uns gezielt und optimal auf die nächsten Spiele vorbereiten."
Rösler, Coulibaly und Touma sind nicht die einzigen prominenten Beispiele, die nach dem Aufstieg der Gladbacher in Liga eins von der Bildfläche "verschwunden sind". Heimeroth wurde zum Reservetorwart zurückgestuft, Levels spielt nur noch sporadisch, Brouwers und Ndjeng sind ebenfalls keine Stammspieler. Und Oliver Neuville? WM-Vizetitel 2002, WM-Dritter 2006, EM-Vize-Europameister vor ein paar Monaten in Österreich und der Schweiz - was zählt das noch? Neuville ist nur noch zweite Wahl - so schnell vergeht der Ruhm der Welt.
Wenn doch nur die neuen Spieler, die Christian Ziege und Ex-Trainer Jos Luhukay im Sommer verpflichteten, eingeschlagen hätten. Aber nach elf Spieltagen, sieben Punkten und überwiegend bescheidenen Auftritten bleibt die traurige Erkenntnis, dass das für den Kader verantwortliche Team Sport bei ihren Einkäufen augenscheinlich einem Trugschluss unterlegen sind. Denn außer Karim Matmour ist streng genommen niemand ernsthaft für den Kampf im Fußball-Oberhaus gewappnet.
Von den Etablierten waren bisher nur Filip Daems, Patrick Paauwe und Marko Marin eine Konstante. Und Letzterer ist erst 19. Marin sieht sich selbst als Stammspieler. Doch Meyer will das Leichtgewicht mit Profil nicht verheizen. "Spielte Marko in einem Top-Team oder beispielsweise neben einem Star wie von mir aus Makelele (Paris St. Germain, d. Red.), dann wäre er um 20 Prozent wirkungsvoller", sagte der Cheftrainer des VfL nach einer Trainingseinheit in dieser Woche. Das sagt eigentlich alles.