Gladbachs harte Landung Enttäuschender Auftritt in Leverkusen erzeugt Katerstimmung
Leverkusen · Das Gladbach-Spiel gegen Leverkusen lief verkorkst: Lainer hat einen Knöchelbruch, Thuram hat eine Bänderverletzung und Sommer hatte einen Aussetzer.
Christoph Kramer ist einer, der sich viele Gedanken über den Fußball macht – und seine Ansichten gerne kundtut. „Man kommt nicht, wie meistens behauptet wird, über den Kampf ins Spiel, sondern über das Spiel in den Kampf“, lautet der Wahlspruch des Weltmeisters von 2014.
Dem Mittelfeldroutinier von Borussia Mönchengladbach und gebürtigen Solinger will man da kaum widersprechen, allerdings gelang dem Bundesligisten bei der Auswärtspremiere seines Trainers Adi Hütter in Leverkusen weder das eine noch das andere. Im Gegenteil: Bei der 0:4-Niederlage in der BayArena offenbarten die Fohlen in allen Bereichen gravierende Schwächen und mussten früh in der Saison einen herben Dämpfer hinnehmen. Eine Woche nach der ausdrucksstarken Vorstellung gegen den FC Bayern München war die harte Landung auf dem Boden der Tatsachen so nicht zu erwarten.
Stindl: „Der Elfmeter passt zu einem solchen Tag“
Mit der deftigen Niederlage allein war es aber nicht getan. Der Knöchelbruch von Rechtsverteidiger Stefan Lainer, der dem Niederrheinklub monatelang fehlen wird, trifft die Fohlen Elf bis ins Mark. Zudem wird Stürmerstar Marcus Thuram eine Weile nicht zur Verfügung stehen (Seitenbandverletzung). „Es gibt Tage, da wäre man am liebsten zu Hause geblieben. Alles ist schief gegangen, was schiefgehen konnte“, sagte Sportdirektor Max Eberl.
Über das zuvor Geschehene auf dem Rasen, die mangelnde Intensität und Cleverness der Gladbacher in zahlreichen Szenen gegen eine Mannschaft, mit der sie seit Jahren verbissen um die lukrativen Plätze in den oberen Tabellenregionen ringen, redete sich Kapitän Lars Stindl fast schon in Rage. „Wir haben es nicht geschafft, an unsere Grenzen zu gehen. Vielleicht haben wir nach der guten Leistung gegen die Bayern unterbewusst gedacht, dass unsere spielerischen Qualitäten auch in Leverkusen reichen würden“, konstatierte Stindl, „diese spielerische Qualität ist auch vorhanden, was man zwischendurch immer wieder gesehen hat, aber das allein langt eben nicht. Da muss mehr kommen. Sonst haben wir gegen solche Teams keine Chance.“
Dass ausgerechnet der effizienteste und beste Spieler der Borussia in der vergangenen Saison (14 Tore, zehn Vorlagen) mit einem zu laschen Elfmeter mit zum misslungenen ersten Liga-Gastspiel 2021/2022 beitrug, entbehrt nicht einer gewissen Tragik. „Der Elfmeter passt zu einem solchen Tag. Den hätte ich einfach besser platzieren müssen.“ Die diversen Aussetzer des Schweizer Nationaltorwarts Yann Sommer passten allerdings absolut nicht ins übliche Bild der Fohlen Elf. So kam eins zum anderen.
Die Gladbacher ließen sich gegen einen quirligen Gegner den Schneid abkaufen. Abgesehen von der Tatsache, dass Bayer in punkto mannschaftlicher Geschlossenheit, Tempo und Technik Vorteile besaß, war es insbesondere dessen Angreifer Moussa Diaby, der den Unterschied ausmachte. Denn gegen die Schnelligkeit, Spielkunst und den Ideenreichtum des Franzosen fanden die Gladbacher fast nie ein Mittel.
Auf der anderen Seite hat Marcus Thuram von Borussia Mönchengladbach das Zeug für die besonderen Momente, ja, vielleicht sogar das gewisse Etwas. Seine Verletzung trifft die Borussia nun hart, und ein Wechsel in Richtung Italien (Inter Mailand) oder wohin auch immer, wäre gar ein erheblicher spielerischer Verlust für die Gladbacher, die nach Rang acht in der vergangenen Spielzeit mit aller Macht wieder einen internationalen Platz anstreben.
Zunächst geht es aber für Hütter („Wir müssen Klartext reden“) darum, die Niederlage in Leverkusen aufzuarbeiten und den Blick nach vorne zu richten. Immerhin kann seine Mannschaft am Sonntag bei Union Berlin (15.30 Uhr) eine beachtliche Fan-Kulisse einkalkulieren. Die 1190 Tickets, die Borussia Mönchengladbach für das Auswärtsspiel an der Alten Försterei erhalten hat, sind allesamt vergriffen.