Borussia Mönchengladbach Marcus Thuram löst Jubel-Orkan im Borussia-Park aus

Mönchengladbach · Das Tor von Marcus Thuram in der Nachspielzeit gegen Rom könnte für Borussia Mönchengladbach Millionen wert sein. Auf den Rängen gab es danach kein Halten mehr.

 Gladbachs Marcus Thuram (2.v.l) erzielt das 2:1 in der Nachspielzeit.

Gladbachs Marcus Thuram (2.v.l) erzielt das 2:1 in der Nachspielzeit.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Was für eine rauschender Europapokal-Abend, den Bundesliga-Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach nun in der Europa League hingelegt hat. Die Elf vom Niederrhein setzte sich in der Gruppe J am Donnerstag gegen den italienischen Top-Klub AS Rom mit 2:1 (1:0) durch und kann nun doch noch das Ziel, auf internationalem Parkett zu überwintern, aus eigener Kraft erreichen. Vor rund 45.000 Zuschauern im Borussia-Park avancierte Marcus Thuram zum Helden des Abends. Der französische Stürmer köpfte in letzter Sekunde der Nachspielzeit Gladbach zum Sieg und löste einen Jubel-Orkan in der Fohlen-Arena aus. Zuvor hatte zunächst in Durchgang eins Roms Fazio eine Thuram-Hereingabe unglücklich per Eigentor zur Borussen-Führung in die Maschen gelenkt, ehe nach dem Seitenwechsel Fazio seinen Lapsus wieder ausbügelte und zum 1:1 nach einer Standardsituation traf. Doch dann kam Thurams großer Auftritt, Borussia wie im Rausch. Bereits am Sonntag geht es für die Fohlen in der Liga weiter. Dann kommt Werder Bremen ins Gladbacher Stadion.

Der Prolog zum Spiel

Vor dem Anpfiff im brodelnden Borussia-Park waren zahlreiche Spieler jener Fohlen-Elf zu Gast auf dem Spielfeld und via Stadionlautsprecher samt Videowänden zu sehen und hören, die letztmals 1979 den Uefa-Cup (heute Europa League) nach Gladbach hatten holen können. Dass Simonsen & Co. im Anschluss Zeugen einer der emotionalsten Europapokal-Schlachten der Borussia seit Jahren wurden, rundete den Auftritt der Fohlen-Legenden am Ende mehr als ab.

Der Spieler des Spiels

Der heißt mal wieder Marcus Thuram. Der 22 Jahre alte Franzose ist seit Wochen in Top-Form, wird immer wertvoller für den VfL. Thuram knipst in der Liga und im Europapokal, lässt so die Fohlen, trotz erheblicher Personalsorgen, jubeln. Sein Siegtreffer gegen AS Rom in der Nachspielzeit könnte noch Millionen für die Borussia wert sein. Thuram sagte nach dem Spiel: „Es war fantastisch, in der letzten Minute der Nachspielzeit das entscheidende Tor für Borussia zu schießen. Aber natürlich haben wir es der Stärke des gesamten Teams zu verdanken, dass wir das Spiel noch gewonnen haben. Wir haben am Ende auf den Sieg gedrängt, nie aufgegeben und immer daran geglaubt, dass wir es noch schaffen. Wir sind überglücklich und werden das Lachen für einige Stunden nicht mehr aus dem Gesicht bekommen.“

Der Ausfall vor dem Spiel

Gladbachs Trainer Marco Rose plagten bereits vor Anpfiff einige Personalsorgen, die wurden nicht kleiner, als Flügelflitzer Patrick Herrmann auch noch kurzfristig ausfiel. Bei dessen hochschwangeren Frau Sandra hatte sich die Geburt von Sohn Leonard angekündigt. So dass die personell arg gebeutelten Borussen ohne neun Profis in die Europapokal-Schlacht gegen die „Roma“ gingen. Die Sorgen wurden während des Spiels größer, da nach wenigen Minuten bereits Verteidiger Tony Jantschke mit einer Muskelverletzung im Oberschenkel den Platz verlassen musste.

Die skurrilste Verwarnung Spiels

Die holte sich Gladbachs Mittelfeldspieler Christoph Kramer ab. Zwar kam der Weltmeister gegen die „Roma“ gar nicht zum Einsatz, saß das komplette Spiel auf der Bank. Jedoch kochten in Kramer nach Thurams Lucky Punch zum 2:1 in der letzten Minute der Nachspielzeit der die Emotionen über, dass er einen Jubellauf über den Platz hinlegte. Das hätte er als Ersatzspieler nicht tun dürfen, darum sah er von Schiedsrichter Manzano (Spanien) den gelben Karton – und ist somit für Gladbachs nächstes Europa-League-Duell in Graz gegen den Wolfsberger AC gesperrt (3. Gelbe Karte).

Die Statistik zum Spiel

Gladbach kann wieder Europapokal-Spiele im eigenen Stadion gewinnen! Seit dem 24. August 2016 (6:1 gegen YB Bern in der Champions-League-Qualifikation) war dem VfL in den darauffolgenden sechs Partien auf internationalem Parkett kein Sieg mehr gelungen. Am 7. November 2019, mit dem 2:1 gegen AS Rom, endete diese dunkle Serie im Europapokal.

Die Trainer-Stimmen zum Spiel

Paulo Fonseca (AS Rom): „Wir hatten in der zweiten Halbzeit schon die Kontrolle, haben dann auch den Ausgleich gemacht und uns einige Chancen erspielt. Die hätten wir nutzen müssen, aber das haben wir verpasst. Wir hätten bis zum Schluss konzentriert bleiben müssen, aber das waren wir nicht. Das Tor kam dann nach einer Standardsituation. Die Niederlage ist am Ende sehr schwer zu akzeptieren, aber so ist Fußball.“

Marco Rose (Borussia Mönchengladbach): „Es war ein ganz wichtiger Sieg, der uns alle Chancen zum Überwintern in der Europa League lässt. Wir haben eine Idee entwickelt, wie wir spielen wollen und das hat vor allem in der ersten Hälfte sehr gut geklappt. Wir haben viel Druck aufgebaut und hätten zur Pause auch höher führen können. Dann haben wir etwas die Kontrolle verloren und den Ausgleich kassiert, doch die Jungs haben nicht aufgesteckt und sich am Ende wieder für ihren großen Willen belohnt. Wir gehen immer raus, um Spiele zu gewinnen und manchmal dauert es eben bis zur 95. Minute, ehe man den Siegtreffer erzielt.“