Borussias furioser Endspurt

Gladbach reichen zehn Minuten und zwei Torschüsse, um den Bayern die Dienst- reise an den Nieder- rhein zu vermiesen.

Mönchengladbach. Selbstbewusst, smartes Auftreten, ein "Yes-we-can"-Lächeln - Michael Bradley verkörpert auf den ersten Blick den perfekten Siegertypen.

"Solche Spiele, solche Momente, das ist es doch, wofür man Fußball spielt", fasste der junge US-Amerikaner in Diensten von Bundesligist Borussia Mönchengladbach nach dem Abpfiff jene Szenen zusammen, die beim 2:2 (0:1) gegen den vermeintlich übermächtigen FC Bayern die Arena im Nordpark in ihrem Fundament zu erschüttern schien.

Und während am Samstagabend der Münchner Manager Uli Hoeneß wortlos, mit hochrotem Kopf und stinksauer Richtung Mannschaftsbus stapfte, gab Bradley in der Mixed-Zone noch einen "Sepp Herberger" mit auf den Nachhauseweg: "Ein Spiel dauert eben 90 Minuten", sagte der 21 Jahre alte Mittelfeldspieler.

Doch was war da eigentlich genau passiert, dass die Bayern nach den Toren von Toni (21.) und Ribéry (65./ FE) einen schon sicher geglaubten Auswärtssieg noch verspielen konnten? Und die Gladbacher nach gefühlten 20 Jahren mal wieder einen 0:2-Rückstand egalisierten und damit im ausverkauften Borussia-Park (54.067 Zuschauer) einen Orkan der Begeisterung entfachten?

"Wir haben niemals aufgehört zu rennen, zu arbeiten und zu kämpfen", lautete Bradleys einfache Erklärung. Der kanadische Sturmtank Rob Friend (79.) hatte per Kopfballtreffer - wie auch sonst - die Wiederauferstehung des VfL Borussia eingeläutet.

Angetrieben vom bärenstarken Baumjohann war es dann Sonnyboy Bradley (81.), der keine zwei Minuten später eine tolle Vorarbeit von Colautti zum 2:2 einköpfte.

"Ein unglaubliches Gefühl, solch ein wichtiges Tor machen zu dürfen. Das ist mein erster Treffer für Borussia. Die Atmosphäre im Stadion war danach unbeschreiblich", fasste Bradley seine Eindrücke zusammen.

Der Verein für Leibesübungen hatte das Kunststück vollbracht, mit exakt zwei Torschüssen (bzw. Kopfbällen) dem Münchner Star-Ensemble die Dienstreise an den Niederrhein gehörig zu verderben. "Ich glaube, wenn das Spiel ein wenig länger gedauert hätte, hätten wir sogar noch gewonnen", sagte Borussen-Stürmer Rob Friend.

Die Partie gegen die Bayern sei sehr wichtig für das Selbstvertrauen der Mannschaft gewesen. Und eine gehörige Portion Selbstbewusstsein können die Gladbacher am Samstag "Auf Schalke" auf alle Fälle gut gebrauchen.

Die letzte Chance des Spiels hatte dann aber doch der FC Bayern. Wie aus dem Nichts landete eine Flanke plötzlich bei Luca Toni, dessen Kopfball um Zentimeter am Tor von Gospodarek vorbeizischte.