Die Fohlen von der Isar
Wenn die Borussia am Samstag den Rekordmeister empfängt, werden in München die Daumen gedrückt.
Mönchengladbach. Die Stadt erwacht, hält noch einen kurzen Moment inne. Dann kann man es spüren: Ihr Herz schlägt Samstag einen Takt schneller. Die Bayern kommen. Trikot und Schal werden liebevoll bereitgelegt. Am Frühstückstisch erzählt der Vater seinem Sohn von den großen Duellen aus längst vergangenen Tagen. Langsam werden die Hände feucht und die Vorfreude immer größer.
Auch bei Stefan Appenowitz ist das so. Mit einem winzig kleinen Schönheitsfehler: Er frühstückt mit seiner Familie in München - ausgerechnet.
Doch er ist nicht allein. Seit 2001 trifft sich ein kleiner Haufen Aufrechter - von Liebe oder Beruf in die Hauptstadt der Bajuwaren verschlagen - um seine Leidenschaft für den VfL auszuleben.
Sie nennen sich Isarfohlen und Appenowitz ist eines der Gründungsmitglieder. Einen echten Bayern konnten sie noch nicht zum Borussentum bekehren, also setzt sich die 15 Mann starke Truppe vor allem aus Zugezogenen aus dem tiefen Westen zusammen.
Appenowitz selbst ist in Mettmann geboren und in Paderborn aufgewachsen. "Meine Cousins und mein Onkel sind Hardcore-Gladbach-Fans. Die haben mich damals mitgenommen", sagt er, der seinen Sohn ebenfalls schon mit dem VfL-Virus infiziert hat.
Die Isarfohlen treffen sich einmal in der Woche in der Gaststätte Bobolowsky’s. Deren Wirt ist Bayern-Fan, toleriert sie aber. Auch am Samstag wollen sie hier das Spiel sehen. Allerdings ist Mitgründer Appenowitz genau deswegen nervöser als sonst: "Wir wollen das Spiel heute gemeinsam mit den Schwabinger Deifel anschauen. Das ist der Bayern-Fanklub des Wirtes. Mal sehen, wie wir uns vertragen werden."
Dass sie nicht live im Stadion dabei sind, macht die Exil-Fohlen zwar traurig, aber sie müssen den Realitäten ins Auge blicken: "Wir sind nur 15 Leute und bekommen so keinen Bus nach Mönchengladbach voll. Alles andere wäre zu teuer", sagt Appenowitz. Wenn die Borussia in der Nähe oder in München gastiert, sind die Isarfohlen aber immer dabei.
Ob Meyers-Mannen Samstag gegen den Favoriten aus München punkten können? "Ich hoffe auf einen Sieg, tippe aber Unentschieden", sagt Appenowitz, der, ganz diplomatisch, auch an die Bayern-Deifel denkt. Schließlich soll es ein schönes Fußball-Fest werden - auch in München.