Gladbachs Auferstehung
Borussia ringt Bayern einen Punkt ab. Die Münchner hatten lange 2:0 geführt.
Mönchengladbach. Als Spieler des FC Bayern hat Uli Hoeneß sein offensives Naturell nicht versteckt. Auch in der Funktion des Managers ist der Macher des Bayern-Imperiums ein extrovertierter Mensch: redselig, charmant und mitunter bissig.
Aber wehe, wenn Hoeneß nach einem unerfreulichen Ergebnis seiner Bayern unbequeme Fragen um die Ohren schwirren. Dann wimmelt der Funktionär alle Journalisten kategorisch ab.
Nach dem 2:2 des Rekordmeisters gegen Borussia Mönchengladbach verschwand Hoeneß, vorbei an allen möglichen Gefahrenpunkten, schnell in der Bayern-Kabine.
Nicht nur Hoeneß war bedient. Im Innern der Fußball-Arena tobte Tim Borowski ("Schönwetterspieler"), und auch bei Franck Ribérys "Donnergrollen" in seiner Muttersprache schwang die ganze Enttäuschung mit.
Derweil feierten die Gladbacher und ihre begeisterten Anhänger frenetisch die spannende Aufholjagd mit den späten Toren von Rob Friend (79.) und Michael Bradley (81.). "Ein großartiges Gefühl, wir haben bis zum Schluss an uns und die Verwundbarkeit des Gegners geglaubt", freute sich Kopfball-Spezialist Friend.
Glückliche Borussen, frustrierte Bayern - deren Cheftrainer Jürgen Klinsmann taute erst spätabends in der Studio-Atmosphäre auf dem Mainzer Lerchenberg allmählich auf: "Wir wollen bis zur Winterpause in der Bundesliga auf Platz eins stehen", sagte Klinsmann.
Eine zumindest gewagte Prognose in Anbetracht der Tatsache, dass der beste Fußball momentan in Leverkusen und Hoffenheim angeboten wird, die mit ihren Siegen zudem den Abstand zu den Bayern auf drei Zähler (plus besseres Torverhältnis) vergrößerten. Zudem fehlte dem Eliteklub von der Isar in Gladbach die letzte Entschlossenheit - Behäbigkeit statt Beweglichkeit.
Bedenklich, dass der hochtourige Münchener Motor bei einem Aufsteiger plötzlich ins Stottern geriet und die Defensive in der Schlussphase des Fußball-Klassikers im Borussia-Park von lange Zeit biederen, aber dann ungestümen und leidenschaftlichen Gladbachern aus den Angeln gehoben wurde.
Franck Ribéry, vor großer Kulisse über weite Strecken unumschränkter Herrscher des Balles in der Arena, war am Ende nur elend zumute: Andere sonnten sich stattdessen im Rampenlicht - die Gladbacher Torschützen zum Beispiel, oder der unermüdlich rauf- und runter rennende Marko Marin und der pfiffige Ideenproduzent Alexander Baumjohann, Ausgangspunkt beider Gladbacher Tore.
Glücksmomente nach einem kaum für möglich gehaltenen kleinen Befreiungsschlag gegen einen großen Klub. "Ich habe das eine oder andere Positive gesehen, aber die Situation im Abstiegskampf bleibt kompliziert", sagte Gladbachs Cheftrainer Hans Meyer nüchtern.