Der Lupfer ins Pokal-Aus
Borussia scheitert im Elfmeterschießen an Drittligist Darmstadt — 4:5.
Darmstadt. Nur weg hier — mit bleicher Miene und hängenden Schultern trottet Lucien Favre nach der Pokal-Blamage seiner Gladbacher bei Drittligist Darmstadt 98 schnurstracks Richtung Kabine. Borussias Cheftrainer ist sichtlich bedient, schüttelt immer wieder mit dem Kopf. Die 4:5-Niederlage im Elfmeterschießen, die völlig harmlose Vorstellung seiner favorisierten Profis in den torlosen 120 Minuten zuvor, muss Favre erst einmal sacken lassen. „Das ist ein große Enttäuschung für uns alle“, sagt der Schweizer.
Derweil tobt im Stadion am Böllenfalltor ein Orkan der Begeisterung. Die Darmstädter Fans tanzen und klatschen auf den Rängen, feiern ihre Pokal-Helden, die den Stars vom Niederrhein mit toller Moral und unbändigem Willen eine peinliche Pleite verpassten.
Auf dem Rasen umarmt Darmstadts Trainer Dirk Schuster stolz „seine Jungs“. Sagt später: „Ich bin wahnsinnig stolz auf die Mannschaft. Irre, was die Spieler hier über 120 Minuten gezeigt haben. Wir haben gegen eine Bundesliga-Spitzenmannschaft ein super Spiel gezeigt.“ Der Underdog aus Hessen profitiert jedoch auch davon, dass die Fohlen-Elf jeglichen spielerischen Esprit vermissen ließ, dafür bei über 30 Grad Celsius eher behäbigen Sommer-Fußball ablieferte. Die einfachsten Dinge wie Tempo, Flügelspiel oder scharfe Pässe — Fehlanzeige. Dass der lasche Gladbacher Auftritt durch einen verschossenen Elfmeter von Stürmer Branimir Hrgota, der den Ball per Kunststoß an die Unterkante der Latte statt ins Tor bugsierte, seinen Abschluss fand, passte ins Bild. Sportdirektor Max Eberls passender Kommentar: „Wenn solch ein Kunstschuss reingeht, klopfen dir alle auf die Schulter. Geht er nicht rein, bist du der Depp. So einfach ist die Regel.“
Einmal in Fahrt, legt Eberl nach: „Ich bin sauer. Der DFB-Pokal ist ein wunderschöner Wettbewerb, da wären wir gerne weit gekommen. Das haben wir vertan — und dürfen im Oktober zuschauen, wie die anderen dann weiterkommen. Wir sind der Depp, der ausgeschieden ist — und damit müssen wir klarkommen.“ Bei Borussia seien nun, so Eberl, alle geerdet. Das Thema Europa habe sich vorerst für ihn erledigt. „Wer in Darmstadt nicht gewinnen kann, braucht auch nicht vom Europapokal zu sprechen.“ Allzu viel Zeit, die Wunden zu lecken und die zahlreichen Fehler zu analysieren, bleibt den Machern im Borussia-Park nicht. Bereits am Freitag haben die Fohlen den Bundesliga-Auftakt bei Triple-Gewinner Bayern München vor der Brust. Präsentiert sich Borussia dann nicht deutlich verbessert, droht die nächste Blamage.