DFB-Pokal: Gladbach mit viel Geduld zum 2:0 gegen Offenbach

Ohne viel Spektakel kommt Borussia Mönchengladbach ins DFB-Pokal-Viertelfinale und untermauert seinen Ruf als kopfgesteuerte Erfolgsmannschaft

Andre Hahn (r) hatte beim Spiel in Offenbach ganz eigene, private Gedanken.

Foto: Arne Dedert

Offenbach. André Hahn hat die nette private Episode hinterher immer und immer wieder erzählt. Bis auch wirklich jeder im Offenbacher Stadion, seiner alten Wirkungsstätte, sie mitbekommen hatte: Längst ist es ja ein offenes Geheimnis, dass der Flügelflitzer von Borussia Mönchengladbach mit Ragna Bauer, der hübschen Tochter des OFC-Aufsichtsratsmitglieds Jürgen Bauer, am Niederrhein zusammen lebt, sie ihm aber halb im Spaß, halb im Ernst gedroht hatte, bei einem Auswärtssieg müsse er daheim auf der Couch schlafen.

Sie ist glühende Anhängerin von Kickers Offenbach. Und was passiert denn nun nach dem 2:0 des Favoriten beim Außenseiter? „Sie bleibt noch ein paar Tage in Offenbach“, erzählte der 24-Jährige und grinste frech: „Danach hat sie sich hoffentlich beruhigt.“ So pragmatisch der ansonsten recht blasse Hahn seine familiäre Zwickmühle auflöste, so unspektakulär brachte die an diesem Abend farblose Fohlenelf die Pflichtaufgabe am stimmungsvollen Bieberer Berg hinter sich, von dem in der Pokal-Geschichte schon elf Erstligisten abgestürzt waren.

„Wir wussten, dass das ein Scheißspiel wird“, konstatierte der Schweizer Granit Xhaka in derbem Deutsch, „gegen einen Bundesligisten wäre es einfach gewesen.“ Flüche auf den in der Tat allenfalls viertligatauglichen Rasen ersparte sich der Mittelfeldmann mühsam. Aber keine Frage: Da freut sich einer, dass gleich die nächste Dienstreise ins Rhein-Main-Gebiet — Samstag beim FSV Mainz 05 — auf ein erstklassig gepflegtes Grün führt.

Auch Landsmann Lucien Favre gab nur dezente Verweise auf den unwürdigen Untergrund ab. „Wir wollten unbedingt durchkommen. Es war keine Überraschung, dass wir uns sehr, sehr schwer getan haben“, bilanzierte der Borussen-Coach. Aber: „Es war eine Frage der Zeit, bis wir das Tor machen.“ Ein Handelfmeter-Geschenk nutzte Max Kruse (52.), schlussendlich setzte Patrick Herrmann (83.) den Deckel drauf. Das war’s an Gladbacher Höhepunkten.

Und doch hat die Borussia einmal mehr bewiesen, dass sie fast nie den Kopf verliert. Alles, was die Berufsfußballer auf dem Feld tun, folgt einem klaren Plan, den Favre vorgibt. Keine Frage: Der pedantisch arbeitende Taktiker, der mit feinen Fingerbewegungen am Spielfeldrand seine Spieler wie Schachfiguren an die richtige Stelle zu schieben scheint, hat ein auf Effizienz und Erfolg getrimmtes Ensemble beisammen. In dem bis auf ganz wenige Positionen alle Protagonisten austauschbar erscheinen.

Und so liegt das Team in den nationalen Wettbewerben mit Platz drei in der Liga und dem Viertelfinale im Pokal im Soll — der Traum vom Finale in Berlin lebt. „Das wäre für jeden eine schöne Sache“, meint Martin Stranzl, „daher wünsche ich mir nun ein Heimspiel.“ Gegen jeden Gegner, ergänzte Xhaka, „nur nicht gerne gegen die Bayern, alle anderen dürfen kommen.“

Das Borussen-Gebilde wirkt angenehm geerdet, und interessant in diesem Zusammenhang, dass der Pokalabend von Offenbach noch zu einer Rückschau auf die Geschehnisse gegen Sevilla aus der Vorwoche genutzt wurde. „Hier haben wir gezeigt, dass wir nicht zu viel riskieren, dass wir nicht kopflos agieren dürfen. Gegen Sevilla waren alle zu euphorisch“, gab Abwehrchef Stranzl zu Protokoll. Umfeld, Verein, Fans und Mannschaft.

Das aber passt nicht zur auf Geduld angelegten Spielweise, die im Grunde das Kontrastprogramm zum Sturm-und-Drang-Stil der 70er Jahre gibt. Der Beliebtheit der Borussia tut das gerade keinen Abbruch: Obwohl André Hahn gleich zwei seiner Gladbacher Trikots in die alte Kabine brachte, „waren das eigentlich zu wenig“, wie er reumütig gestand