Omlin im Hintertreffen Die Torwart-Hierarchie in Gladbach: "Das ist neu für mich"
Mönchengladbach · Moritz Nicolas ist die neue Nummer eins bei Borussia Mönchengladbach, Kapitän Jonas Omlin nur noch Herausforderer. Und ein Talent macht bereits von sich reden.
In so einer Situation war Jonas Omlin in seiner Karriere noch nie, sagt er. Der Stammplatz im Tor von Borussia Mönchengladbach ist neu vergeben worden. Kapitän Omlin ist aktuell nicht mehr die Nummer eins bei den Fohlen. „Das ist neu für mich, in so einer Situation war ich noch nie in meiner Karriere, aber ich nehme sie an und schaue, dass ich von Tag zu Tag meine Leistungen bringen werde“, sagt der Schweizer nach dem geglückten Testspiel gegen Preußen Münster (3:1) in der Länderspielpause.
Die nächste mehrwöchige Ausfallzeit seiner bisherigen Borussia-Zeit hat Omlin ins Hintertreffen gebracht. „Jonas hatte gute Paraden, aber er braucht schon noch das eine oder andere Training, um in den Rhythmus zu kommen“, sagt Borussia-Cheftrainer Gerardo Seoane zur Situation seines Kapitäns. Auch wenn er gegen Münster erstmals wieder auf dem Feld stand und 90 Minuten durchhielt, wird Omlin im Winter-Endspurt der Bundesliga auf der Bank Platz nehmen müssen.
Denn Moritz Nicolas hat sich nach starken Leistungen in den vergangenen Wochen in den Vordergrund gespielt und wurde mit dem vorläufigen Aufstieg zur neuen Nummer eins belohnt. „Mo hat die letzten Wochen konstant gut performt und sich das durch seine Leistungen verdient“, hatte Seoane die Beförderung der eigentlichen Nummer zwei nach zuletzt überzeugenden Leistungen im Tor der Borussia begründet. Für den Gladbacher Cheftrainer ist die Grundsatzentscheidung zwischen Nicolas und Omlin nicht neu. Bereits in der vergangenen Saison gab es durchaus auch kritische Töne, als der Schweizer Keeper trotz langer Verletzungspause wieder den Vorzug vor Nicolas erhielt, der schon am 3. Spieltag der Saison 23/24 gefordert war und sich als verlässlicher Rückhalt in einer schwierigen Spielzeit für die Borussia zeigte. Im letzten Saisondrittel vertraute Seoane dann jedoch zeitweise wieder auf Omlin, der aber nach nur drei Partien erneut verletzt zuschauen musste, bevor er in den letzten beiden Saisonspielen gegen Eintracht Frankfurt (1:1) und den VfB Stuttgart (0:4) wieder im Tor stand. Wer dann mit einem offenen Wettkampf ums Tor in der Sommerpause gerechnet hatte, wurde von Seoane früh eines Besseren belehrt. In der Vorebereitung betonte der Schweizer Trainer noch, „es ist eine enge Kisten zwischen den beiden“ und entschied sich dennoch für Omlin als Nummer eins. Seoane vertraute bislang immer der Erfahrung Omlins und dessen Selbstvertrauen auf dem Platz, mit dem der Kapitän auch der Mannschaft helfen sollte. Doch Omlins erneute Verletzung hat die Vorzeichen geändert.
An Nicolas, der sich kaum grobe Schnitzer leistet und wie zuletzt in der Bundesliga gegen RB Leipzig (0:0) seinem Team mit starken Paraden auch in schwierigen Partien Punkte festhalten kann, führt derzeit kein Weg vorbei im Borussia-Tor. In den Partien bis zur Winterpause wird der 27-Jährige die Chance erhalten, sich sogar dauerhaft im Kasten der Fohlen zu etablieren und für eine richtige Wachablösung zu sorgen. Ein Bild, das in das neue Selbstverständnis von Nicolas passen würde, der nach eigener Aussage in der vergangenen Saison, aber auch in den acht Pflichtspieleinsätzen 24/25 (zwei Mal zu Null, zehn Gegentore) „viel lernen konnte“. Nicolas‘ Marktwert stieg in einem Jahr von 350.000 Euro auf satte 2,50 Millionen Euro – Tendenz weiter steigend. Die Borussia verlängerte im März dieses Jahres den Vertrag mit dem 27-Jährigen bis 2029. Eine Auszeichnung für den gebürtigen Gladbecker, der in der Sommerpause in der Bundesliga bereits Begehrlichkeiten geweckt haben soll. Der VfL Bochum wird als einer der Interessenten genannt, der Nicolas gerne an Bord geholt hätte. Doch ein Wechsel kam nicht zustande. Gut für Nicolas und gut für die Borussia, die jetzt einen echten Zweikampf ums Tor ausgerufen hat. Und dahinter steht schon das nächste Talent in den Startlöchern.
Ein luxemburgisches Talent
mit klaren Zielen
Tiago Pereira Cardoso ist erst 18 Jahre alt und aktueller Kapitän der U19 von Borussia Mönchengladbach. Der Torwart besitzt sowohl die luxemburgische als auch die portugiesische Staatsbürgerschaft, hat sich aber bereits für das Großherzogtum festgespielt. So stand Cardoso in den Länderspielen der A-Nationalmannschaft Luxemburgs zuletzt gegen Bulgarien (0:1) und Nordirland (2:2) zwischen den Pfosten. Der 1,90 Meter große Keeper durfte als dritter Torwart auch schon mal Bundesliga-Luft bei den Fohlen schnuppern und hat im Oktober dieses Jahres einen „langfristigen“ Profivertrag unterschrieben. Sein Ziel: „Ich weiß, dass ich noch an mir arbeiten muss, aber ich habe hier das perfekte Umfeld, um genau das zu tun und das Beste aus mir herauszuholen. Mein großes Ziel ist es, eines Tages hier im Borussia-Park zwischen den Pfosten zu stehen.“
Mit Routinier Tobias Sippel und dem derzeit noch im Aufbau befindlichen Jan Olschowsky hat Borussia sogar noch Alternativen in der Hinterhand. Der Kampf ums Gladbacher Tor ist eröffnet – kurz- und langfristig.