31 Minuten durfte Joe Scally am Montag im Testspiel von Borussia Mönchengladbach gegen Holstein Kiel (1:0) in der zweiten Halbzeit ran, dann machte er Platz für den jungen Niklas Swider (17). Scally hatte nach seiner Teilnahme mit den USA an der Copa America noch Urlaub und war erst am Samstag wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Die halbe Stunde gegen Kiel diente daher wohl vor allem dazu, den Frust zu bewältigen. Schließlich waren die USA im eigenen Land durch ein peinliches 1:2 gegen Panama sowie dem folgenden 0:1 gegen Uruguay schon nach der Vorrunde ausgeschieden.

„Das lief für uns als Team natürlich nicht glücklich, für mich persönlich allerdings war es eigentlich ein gutes Turnier", sagte Scally bei einer kurzen Gesprächsrunde nach dem Dienstag-Training in Rottach-Egern und erläuterte: „Ich habe sehr viel Einsatzzeit bekommen und konnte mich mit einigen der besten Spieler der Welt messen." Wer dies bei Bolivien und Panama gewesen sein soll, ist rätselhaft - die 259 von möglichen 270 Minuten Spielzeit indes sind belegbar. Ebenso wie Scally vergangene Saison auch bei der Borussia ungeachtet der für die Mannschaft miserabel gelaufenen Runde persönliche Bestwerte aufstellen konnte.

In 31 Bundesliga-Partien stand der im Januar 2021 vom FC New York City geholte Rechtsverteidiger auf dem Platz. Beim 2:2 gegen Mainz erzielte er mit dem Ausgleich in der 88. Minute seinen zweiten Bundesliga-Treffer, zudem bereitete er vier weitere Tore vor. Zur Wahrheit gehört freilich auch, dass er Teil der drittschlechtesten Defensive der Liga war. „Einige Gegentreffer waren sicher vermeidbar. In dieser Hinsicht müssen wir definitiv stabiler werden. Wir haben gute Abwehrspieler, wir müssen uns einfach nur besser fokussieren", meinte Scally.

Mit gerade mal 21 Jahren kann der US-Amerikaner aus Lake Grove im Staate New York am zweiten Spieltag der neuen Saison bei der Auswärtspartie in Bochum bereits sein 100. Pflichtspiel im Trikot der "Fohlen" bestreiten. Vor allem aber weiß Scally, dass vor ihm vielleicht die wichtigsten zwei Jahre seiner Karriere liegen. Es gilt nicht nur, der Borussia wieder zu besseren Ergebnissen zu verhelfen - es gilt auch, mit konstant guten Auftritten einen Platz im US-Kader für die Heim-WM 2026 zu sichern. „Ich war bei der WM 2022 in Katar dabei. Aber eine Weltmeisterschaft im Heimatland ist natürlich ganz besonders reizvoll. Da will ich natürlich definitiv mit von der Partie sein."

Zunächst aber ruft der Bundesliga-Alltag und Scally hofft, dass die Rückkehr zur Viererkette sowohl ihm wie auch der gesamten Mannschaft zu mehr Erfolg verhelfen kann. „Als Außenverteidiger soll ich öfter bis zur gegnerischen Grundlinie durchlaufen und viele Flanken schlagen. Für die haben wir in Tim Kleindienst und Tomas Cvancara gute Abnehmer, somit könnte das Flügelspiel zu einer echten Stärke von uns werden", sagte Scally. Besonders die Besucher der Heimspiele würde das erfreuen, schließlich sind sie in der vergangenen Saison mit kümmerlichen fünf Siegen nicht gerade verwöhnt worden.