Ein Winter auf Platz drei
Borussia Mönchengladbach überholt dank des 2:2 gegen Wolfsburg Borussia Dortmund.
Mönchengladbach. Es gibt nicht viele Spiele in einer Saison, die den Trainer Lucien Favre verärgert in die Kabine stampfen lassen. Der Jahresausklang im Borussia-Park aber bot offensichtlich genügend Gründe dafür, den ansonsten alerten Schweizer in einen Wüterich zu verwandeln. Noch auf dem Rasen feuerte er eine Trickflasche gen Boden, gestikulierte wild in der Luft, um dann im Kabinengang zu verschwinden. Und das alles, obwohl Gladbach auf Platz drei überwintert, mit 33 Punkten exakt so viele in der Hinrunde einsammelte wie vor zwei Jahren mit Reus und Dante.
Und doch gestand Favre auch Minuten nach dem späten Ausgleich der Wolfsburger zum 2:2-Endstand gegen seine Gladbacher: „Ich habe noch zu viele Emotionen von diesem Spiel. Ich freue mich auf die Pause. Über mehr will ich nicht reden.“
Doch das ließ dieses Duell der hinter Bayern München momentan am konstantesten spielenden Mannschaften nicht zu. Vor allem weil Gladbachs Oscar Wendt einen Ball hergab und dann bei Wolfsburgs Angriff eine Flanke von Daniel Caligiuri nicht verhinderte. Wenig später lag der Ball im Gladbacher Tor. Der eingewechselte Dost hatte abgestaubt. Fünf Minuten vor dem Ende.
Fünf Minuten fehlten zur Krönung einer Heim-Hinrunde, die ansonsten mit neun Siegen hätte enden können. „Wir müssen das 2:1 halten“, sagte Favre. So bleibt am Ende nur ein Punkt in einem Spiel, in dem Gladbach durch Diegos Tor (53.) für Wolfsburg wachgeküsst wurde und innerhalb von fünf Minuten das Spiel wendete — mit einer famosen Einzelleistung von Raffael zum 1:1 (59.) und einem genialen Freistoßtor von Arango (64.).
Die Verärgerung Favres war auch deshalb verständlich, weil Raffael, Christoph Kramer und Max Kruse bei ihren Chancen das 3:1 nicht gelang. Wolfsburgs Ausgleich bescherte hingegen den Niedersachsen die beste Hinrunde ihrer Bundesliga-Geschichte.
Während sich die Gäste entspannt in den Weihnachtsurlaub verabschiedeten, deutet sich für Gladbach erneut an, dass Erfolg — wie vor zwei Jahren, als Reus, Dante und Neustädter gingen — Begehrlichkeiten weckt. Auf Spieler. So verdichten sich immer mehr die Vorzeichen auf den nahenden Abschied von Torhüter Marc-André ter Stegen Richtung Barcelona. Trainer Favre sagte gestern darauf angesprochen, ob er die Entscheidung des Torhüters kenne: „Wenn so ein Verein ruft, wird es schwer. Aber — alle hoffen.“ Die Hoffnung wird bald der Gewissheit weichen.