Ende der Europa-Tour - Eberl: „Mehr erträumt“

Rom (dpa) - Aus, Ende, vorbei: Borussia Mönchengladbach hat sich aus dem Europapokal verabschiedet. Das 3:3 im Hinspiel gegen Lazio Rom erwies sich als zu wenig.

Die größte Pilgerfahrt der Vereinsgeschichte endete in einer riesigen Enttäuschung. „Wir haben uns alle mehr erträumt und hätten uns einen größeren Fight vorgestellt. Dessen haben wir uns beraubt“, sagte Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl nach dem 0:2 (0:2) bei Lazio Rom und dem Ende der internationalen Auftritte in dieser Saison. Zwei dicke Patzer in der Abwehr und kaum gelungene Offensivaktionen machten die Hoffnungen der Gladbacher und ihrer fast 10 000 Fans im Stadio Olimpico zunichte. „Es ist zwar keine Schande beim Tabellenvierten der Serie A zu verlieren, aber das müssen wir erst einmal verkraften“, meinte Eberl.

So erwartungsvoll die große Borussen-Fanschar am Tiber auf den ersten Achtelfinaleinzug im Europapokal seit 18 Jahren gehofft hatte, so deprimiert verließen die Spieler die Katakomben des großen Olympiastadions. Vor allem der spanische Innenverteidiger Alvaro Dominguez war total geknickt. „Ich habe einen schweren Fehler gemacht, das war sehr unglücklich für uns. Aber ich werde daraus lernen“, sagte der Abwehrspieler, dessen völlig unnötiger Ballverlust in der zehnten Minute den Gastgebern das 1:0 durch Flügelspieler Antonio Candreva bescherte. Kurz vor der Pause gelang Alvaro Gonzalez das 2:0, nachdem Torhüter Marc-Andre ter Stegen einen Distanzschuss von Stefan Radu nur abklatschen ließ.

„Das ist bitter, aber niemand macht das extra. Es ist total schade, dass wir unsere vielen Fans nicht belohnen konnten“, sagte Borussias Torhüter. „Diese leichtsinnigen Fehler haben uns am Ende auch den Mut gekostet“, befand ter Stegen. „Daran hatten wir zu knabbern. Das hat man das ganze Spiel gemerkt“, ergänzte Eberl. Auch Trainer Lucien Favre war nach dem letzten Europapokalauftritt enttäuscht. „Wir haben zu überhastet gespielt und damit war es zu einfach für Lazio“, ergänzte der Coach.

Dennoch hat der fünfmalige deutsche Meister bei seinen ersten internationalen Auftritten seit 16 Jahren auch positive Zeichen gesetzt. „Wir haben uns in Europa insgesamt gut präsentiert mit tollen Spielen“, sagte Kapitän Martin Stranzl. Vor allem das große Zuschauerinteresse hat für die besonderen Momente gesorgt. In Rom belagerten mehr als 2000 Fans in Grün und Weiß vor dem Spiel die Spanische Treppe an der Piazza di Spagna und sorgten für Gänsehautstimmung. „Man ist stolz für Borussia zu arbeiten, wenn man sieht wie wir den deutschen Fußball mit unseren Fans präsentieren. Das macht diesen Club so besonders“, sagte Sportdirektor Eberl.

Zu Zwischenfällen war es allerdings vor dem Spiel gekommen, als drei Gladbacher Fans von Krawallmachern mit dem Messer angegriffen wurden. Die Anhänger haben das Krankenhaus aber wieder verlassen und keine schweren Verletzungen davongetragen, teilte der Ordnungsdienst der Borussia am Freitag mit.

Schon auf dem Rückflug nach Düsseldorf am Freitagmorgen galt der Blick der nächsten Partie gegen Meister Borussia Dortmund. Nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Serie stehen die Gladbacher gehörig unter Druck. „Das wird eine Herkulesaufgabe und keinen Deut leichter“, befand Eberl. Und wenn der Ex-Gladbacher Marco Reus am Sonntag erstmals in den Borussia-Park zurückkehrt, werden sich die Gladbacher Fans mit einem warmen Empfang ihres einstigen Lieblings wieder von der besten Seite zeigen.