Fanbeauftragte der Fohlen: Viel mit den Anhängern reden ist ihr Job

Thomas Weinmann, Thomas Jaspers und Jan Ruoff sind Fanbeauftragte des VfL.

Rottach-Egern. Keine Trainingseinheit am Tegernsee vergeht, bei der nicht hunderte VfL-Treue aufmerksam jede Aktion der Gladbacher Fußball-Stars verfolgen. Es wird gefachsimpelt, geplaudert, Autogramme gesammelt, auch mal ein kühles Helles getrunken. Stets mittendrin im Anhänger-Pulk: Borussias Fanbeauftragte Thomas Weinmann (51), Thomas Jaspers (36) und Jan Ruoff (29). Die meisten Anhänger kennen sie nur unter ihren Szene-Namen: „Tower“, „TJ“ und Jan. Sie sind für alle Fragen, Sorgen und Nöte der Fans vor Ort die Ansprechpartner.

„Tower“, ein Zwei-Meter-Hüne, sagt: „Unsere Hauptaufgabe im Trainingslager ist reden. Präsent sein, immer ein offenes Ohr haben. Wir pflegen Kontakte, erklären den Leuten, wie sie sich hier zu verhalten haben, damit die Mannschaft reibungslos trainieren kann. Dafür haben wir auch eine Tafel mit Verhaltenshinweisen aufgestellt. Das klappt wunderbar.“ Mit sogenannten Problem-Fans gebe es in Rottach-Egern keine Probleme, ergänzen „TJ“ und Jan. Entsprechend entspannt sei die Atmosphäre. Gerade Familien mit Kindern wüssten dies zu schätzen.

Keine Frage — „Tower“, „TJ“ und Jan sind Borussias Profis in Sachen Fans. Sie werden respektiert, ihr Wort hat Gewicht. Natürlich sind die drei, die hauptberuflich für Borussia arbeiten, selbst eingefleischte Fohlen-Fans. „Ohne das geht so ein Job wohl auch nicht“, sagt Weinmann, der zusammen mit Jaspers seit 2003 Fanpflege für den Klub betreibt, Ruoff stieß 2006 hinzu. Fußball, die Liebe zu Borussia, dominiert ihr Leben. Sie sind bei jedem Spiel, ob daheim oder auswärts, im Einsatz.

Alles was in Sachen Fans auf der Geschäftsstelle im Borussia-Park aufläuft, landet in ihren Händen. So sind immer Mails zu beantworten, Sicherheitsbesprechungen vorzubereiten, Kartenwünsche zu prüfen. „Wir haben mittlerweile 950 Fanklubs — da ist einiges zu tun“, sagt „TJ“. Bis zu 3,5 Millionen Menschen würden sich hierzulande für die Fohlen-Elf interessieren. Bayern München habe bundesweit die meisten Fans. An zweiter Stelle folge Schalke, dann Dortmund. „Die haben uns leider in den vergangenen zehn Jahren überholt“, bemerkt „Tower“. „Natürlich durch den sportlichen Erfolg. Wir sind die Nummer vier in Deutschland.“

Dass die Fohlen-Elf so viele Menschen in ihren Bann zieht, kann für die Fanbeauftragten allerdings auch zur körperlichen und psychischen Belastung werden. „Tower“: „Wenn du nicht aufpasst, bist du rund um die Uhr im Einsatz. Man muss bei allem Einsatz auch lernen, mal das Handy abends auszumachen.“ Er kenne Kollegen bei anderen Klubs, die den Job wegen Burn-Out-Symptomen aufgeben mussten.

Grund zu klagen haben Borussias Fanbeauftragte aber nicht. „Es gibt Millionen Berufe, die nicht so viel Spaß machen“, sagt der 51-Jährige.