Favres Himmelsstürmer schon ein Titelkandidat?

Mönchengladbach (dpa) - Die Europapokal-Teilnahme hat die Überraschungs-Elf von Borussia Mönchengladbach fest im Blick, aber reicht es auch zum Titelkandidaten?

Nach vier Siegen aus den ersten fünf Rückrundenspielen und bei drei Punkten Rückstand auf Titelverteidiger Dortmund kann das Team mit einem weiteren Heimsieg gegen den Hamburger SV am Freitag erst einmal mit dem Tabellenführer gleichziehen. Die Zuversicht auf ein erfolgreiches letztes Saisondrittel wächst - allen Personaldiskussionen zum Trotz. „Ich sehe, dass die Mannschaft seit Wochen stabil spielt“, meinte Vize-Präsident Rainer Bonhof.

Es spricht wenig dafür, dass die Gladbacher noch einbrechen und um einen internationalen Startplatz bangen müssen. Zwölf Punkte Vorsprung auf Rang sieben, Halbfinale im DFB-Pokal erreicht - die Zeichen stehen gut. „Es macht keinen Sinn, neue Ziele auszugeben. Wir sind auf einem guten Weg“, befand Sportdirektor Max Eberl. Auch die Spekulationen um einen möglichen Wechsel von Abwehrchef Dante zum FC Bayern und die Diskussionen um eine vorzeitige Vertragsverlängerung von Favre belasten den Club nicht. Eberl: „Wir haben da keine Panik.“

Der Borussen-Coach warnt derweil davor, die Partie gegen den seit sieben Auswärtsspielen unbesiegten HSV schon als sicher verbucht abzuhaken. „Sie haben auswärts schon 15 Punkte geholt. Das sagt alles über die Qualität dieser Mannschaft aus“, meinte der Schweizer Coach.

Zudem hat Favre Probleme personeller Art zu lösen. In Patrick Herrmann (Schlüsselbeinbruch) fällt einer der auffälligsten Offensivspieler der vergangenen Wochen für längere Zeit aus. „Ohne ihn wird das Gleichgewicht zwischen Abwehr und Angriff anders sein“, sagte Favre. „Dennoch können wir auch ohne ihn guten Fußball spielen.“ Denkbar ist, dass Marco Reus wieder auf die rechte Seite rutscht und Mike Hanke neben Igor de Camargo die Angriffsreihe bildet. De Camargo erzielte im Hinspiel den 1:0-Siegtreffer für die Borussen, die seit nunmehr 14 Heimspielen unbesiegt sind.

Hamburgs Trainer Thorsten Fink, unter dessen Regie die Hanseaten in 13 Bundesligaspielen nur zweimal verloren, setzt auf die zuletzt guten Auswärtsleistungen. „Warum sollte uns das nicht auch gegen Gladbach gelingen“, meinte Fink vor dem 88. Bundesligaduell beider Teams. „Auch wir sind irgendwann mal dran, einen Größeren zu schlagen“, erklärte Kapitän Heiko Westermann.

Dabei kann auch Torhüter Jaroslav Drobny helfen. Der Keeper plagt sich zwar mit einer Reizung des Kniegelenks, soll aber auf jeden Fall zwischen den Pfosten stehen. In der nächsten Spielzeit wird der HSV-Schlussmann aber wohl hochkarätige Konkurrenz bekommen: Die Verpflichtung von Leverkusens Torhüter René Adler deutete sich schon seit längerer Zeit an.

Personell will Fink auf die Elf bauen, die in der vergangenen Woche das Nordderby gegen Werder Bremen mit 1:3 verloren hat. Auch Mittelfeldspieler David Jarolim ist nach Rückenbeschwerden einsatzfähig. Der Patzer gegen Werder hat laut Fink keine weiteren Spuren hinterlassen. „Das Selbstvertrauen ist noch da und wir werden wieder versuchen, unser Spiel zu machen“, sagte der HSV-Coach.

Die voraussichtlichen Aufstellungen:

Borussia Mönchengladbach: ter Stegen - Jantschke, Brouwers (Stranzl), Dante, Daems - Nordtveit, Neustädter - Reus, Arango - Hanke, de Camargo

Hamburger SV: Drobny - Diekmeier, Westermann, Rajkovic, Aogo - Rincon, Jarolim - Sala, Jansen - Petric, Guerrero

Schiedsrichter: Perl (Pullach)