Gladbach gibt nach erneuter Pleite Rätsel auf
Sevilla (dpa) - Wieder 0:3, wieder kein Erfolgserlebnis: Das Ende der Misserfolgsserie von Borussia Mönchengladbach ist nicht abzusehen. Diesmal stand der Torwart im Mittelpunkt.
Als Yann Sommer das Estadio Ramon Sanchez Pizjuan verließ, war es bereits weit nach Mitternacht. Seine Mannschaftskameraden hatten den Schauplatz des Geschehens längst verlassen. Der Borussen-Keeper musste aber zur Dopingprobe, die länger als erwartet dauerte und somit Gelegenheit bot, die erneut bittere Niederlage zu überdenken.
Zuvor erlebte der Schweizer bei der Champions-League-Premiere von Borussia Mönchengladbach einen ungewöhnlichen Abend mit einigen guten Paraden, drei Elfmetern innerhalb von 20 Minuten gegen sich - und am Ende (s)ein halbes Eigentor zum 0:3 beim FC Sevilla.
„Wir haben deshalb nicht schlechter geschlafen als sonst“, meinte Gladbachs Keeper nach einer kurzen Nacht. „Das ist jetzt keine einfache Zeit für uns. Aber das Derby am Samstag kommt zum richtigen Zeitpunkt“, sagte der Schweizer. Beim 1. FC Köln steht der Bundesliga-Letzte vor der nächsten Prüfung. Sommer konnte sogar der 0:3-Schlappe noch etwas Positives abgewinnen: „Wir haben uns mehr gewehrt als sonst.“
Über das 0:1 hatten sich alle Gladbacher mächtig aufgeregt. „Da stehen mittlerweile 700 Schiedsrichter draußen, aber uns war allen klar, dass der erste Elfmeter nach 30 Sekunden in der zweiten Halbzeit nicht korrekt war“, befand Mannschaftskapitän Tony Jantschke. Doch Referee Pavel Kralovec aus Tschechien zeigte sofort nach der Pause auf den Punkt, nachdem Sommer den Spanier Jose Antonio Reyes leicht berührt hatte. „Der Schiedsrichter hat schlecht entschieden“, meinte der Gladbacher Keeper, „was soll ich in dieser Situation machen?“
Nur zwei Minuten später pfiff der Unparteiische erneut Strafstoß. Den ersten verwandelte Kevin Gameiro zum 1:0, den zweiten verschoss der Franzose. Den dritten verwandelte Enver Banega, ehe Jewen Konopljanka das 3:0 erzielte und dabei Sommer mit einem Schuss ins kurze Eck schlecht aussehen ließ. Da waren alle guten Vorsätze schnell dahin. „Wenn du drei Elfmeter gegen dich bekommst, kannst du in Sevilla nicht gewinnen. Im Moment wird alles knallhart bestraft“, meinte Jantschke. „Das ist im Moment eine bittere Phase für uns Verteidiger. Vier Jahre lang war die Abwehr unser Prunkstück.“
Dabei hatten es die Gladbacher 45 Minuten lang einigermaßen besser gemacht als zuletzt. „Wir konnten mit dem 0:0 in der ersten Halbzeit zufrieden sein“, sagte Trainer Lucien Favre, der innerhalb seiner Elf auf einigen Positionen ohne Personalwechsel rotiert hat und seinen routinierteren Spielern vertraute. Nach vier Bundesliganiederlagen sollte die Mannschaft ausgerecht bei den heimstarken Andalusiern Selbstvertrauen tanken. „Das hat 45 Minuten relativ gut geklappt“, meinte Jantschke.
„Dass wir im Moment nicht in einen Offensivrausch verfallen, das ist keine Überraschung“, stellte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl fest. Und jetzt kommt das Derby in Köln, wo die Gladbacher zehn Jahre nicht verloren haben und in den letzten neun Spielen in Serie unbesiegt blieben. Eine weitere Niederlage in der Liga beim alten Rivalen würde die Situation aber dramatisch verschärfen. „Das ist ein ganz besonderes Spiel. Da müssen wir uns zerreißen und den Fans zeigen, dass wir unbedingt gewinnen wollen. Das werden wir auch tun“, versprach Stürmer André Hahn.