Gladbach in Köln überragend: 3:0
Köln (dpa) - Mit einer weiteren Gala-Vorstellung hat Borussia Mönchengladbach vorerst die Tabellenspitze in der Fußball-Bundesliga erobert und dem 1. FC Köln beim 3:0 (2:0) eine bittere Lektion erteilt.
Eine Woche nach dem 5:0 gegen Werder Bremen zeigte das Team von Trainer Lucien Favre erneut eine beeindruckende Leistung und feierte im 79. rheinischen Liga-Derby den vierten Sieg in Serie. Durch einen Doppelpack beendete Angreifer Mike Hanke (20./47. Minute) vor 50 000 Zuschauern seine Torflaute. Juan Arango (30.) zerstörte mit einem Traumfreistoß bereits vor der Pause die Kölner Hoffnung auf den vierten Heimerfolg in Serie.
Die FC-Anhänger verließen vor dem Schlusspfiff fluchtartig das ausverkaufte Stadion, die Gladbacher Profis feierten ausgelassen auf dem Rasen. „So ein Derbysieg fühlt sich gut an“, freute sich Hanke, der auch in seiner trefferlosen Zeit nicht ins Zweifeln geraten war: „Irgendwann werde ich belohnt und heute waren es gleich zwei Tore.“
„Man muss ganz klar Gladbach ein Kompliment machen, sie stehen zurecht da oben“, meinte FC-Torwart Michael Rensing und schimpfte: „Ich kann sagen, dass immer, wenn wir in eine schwierige Situation wie nach dem 0:1 geraten, es uns an Qualität fehlt und wir keine Eier in der Hose haben. Die Art und Weise geht so nicht.“
Nach dem Spielausfall gegen den FSV Mainz 05 wegen des Suizidversuchs von Schiedsrichter Babak Rafati war den Kölnern die fast dreiwöchige Pause deutlich anzumerken. Auch Lukas Podolski, der zuletzt mit fünf Treffern in drei Auftritten vor heimischer Kulisse brilliert hatte, passte sich als einzige Spitze dem schwachen FC-Niveau an. Zwar konnte auch Nationalmannschaftskollege Reus - durch ein Umknicken leicht angeschlagen - seltener als zuletzt glänzen. Doch mit ihrem überfallartigen Offensivwirbel verdrängten die Gladbacher den FC Bayern München, der am Sonntag in Mainz kontern kann, von der Topposition.
„Wir sind der Favorit“, hatte Favre kurz vor seinem 30. Pflichtspiel als Borussen-Coach angesichts der Demonstration gegen Bremen angekündigt. Entsprechend selbstbewusst startete sein Team und brachte das Tor von Rensing früh durch Reus und Roman Neustädter (2.) in Gefahr.
Spätestens mit der verdienten Führung übernahmen die Gladbacher endgültig das Kommando. Der für den verletzten Jemal in die Startelf gerückte FC-Innenverteidiger Geromel säbelte ungeschickt über den Ball, Patrick Herrmann leitete weiter auf Hanke, der seine Liga-Flaute nach 1037 Minuten abgeklärt beendete. Wie bei den 0:4 und 1:5-Klatschen in der vergangenen Saison zeigten sich die Kölner geschockt, ließen sich zu weit in die eigene Hälfte drängen und gewährten dem Gegner bis zur Pause mehr als zwei Drittel Ballbesitz.
Podolski und Co. schlichen ängstlich über den Platz, die rheinischen Rivalen tanzten hingegen an der Seitenlinie Samba. Nach seinem Sonntagsschuss zum 5:0 sechs Tage zuvor bewies Juan Arango nun Feingefühl und zirkelte einen Freistoß aus 25 Metern unhaltbar über die Mauer. Fast ohne Glauben an den ersten Derby-Heimerfolg seit 2005 schickten die völlig frustrierten Heimfans ihr Team mit lauten Pfiffen in die Kabine.
Der Unmut wurde sogar noch größer. Nach einem Eckball am eigenen Strafraum schwärmten die Gäste mustergültig aus, Herrmann scheiterte zunächst noch an Rensing, Hanke schob den Nachschuss eiskalt ein. „So dumm kann man nicht sein“, meinte Rensing. Im Stile einer Spitzenmannschaft verwaltete Gladbach die Führung und darf sich vor dem Duell mit Borussia Dortmund am Samstag in einer Woche auf Augenhöhe mit dem deutschen Meister wähnen.