Gladbach stürmt, Favre verteidigt

Der Trainer versucht, die hohen Erwartungen im Umfeld einzufangen.

Mönchengladbach. Der Mann kann energisch sein, wenn Ungemach aufzuziehen scheint. „4:1 ist gut. Punkt“, sagte Lucien Favre vor der Kamera. Öffentlich Klartext zu sprechen, ist eigentlich nicht die Welt des Schweizers. Der Fußballlehrer bevorzugt die Tonlage in Moll. Das klare Statement nach dem dritten Heimerfolg von Borussia Mönchengladbach gegen Eintracht Braunschweig diente vor allem dazu, die Erwartungen an seine Mannschaft zu justieren. Beim 4:1 durch Tore von Wendt, Kruse und Raffael (2) zeigte sein Team phasenweise überzeugenden Offensivfußball, gefährdete den Erfolg allerdings mit einer zu laxen Spielweise zu Beginn der zweiten Hälfte und kassierte den Anschlusstreffer zum 1:2.

Abwehrchef Martin Stranzl monierte, „wir müssen dann auch mal ein bisschen das Tempo rausnehmen. Du darfst die Bälle nicht so leicht verschenken“. Nach dem Tor des Aufsteigers, sagte Favre, sei alles möglich gewesen: „Wir waren unter Druck.“ Erst das Elfmetertor von Max Kruse beruhigte die Gemüter wieder. Dort ist Gladbach eine Macht - drei Spiele, drei Siege, 11:2 Tore. Auswärts hingegen stehen null Punkte und 4:9 Treffer. Diese Diskrepanz behagt Favre nicht. Gleichwohl sagte er: „Wir müssen aufhören, zu viel zu fordern von Gladbach.“

Dabei ist es gerade Favre selbst, der viel einfordert von seinen Spielern — modernen Fußball mit Pressing, wenn es angebracht ist, Konterspiel wenn es sich ergibt, ansonsten dominaten Ballbesitz-Fußball. Favre konstatiert gleichwohl, „wir haben Fortschritte gemacht. Aber wichtig ist, die Balance zu finden.“ Auch das entscheidet darüber, ob Gladbach ein ernsthafter Anwärter auf die Europapokalplätze ist. ste/AM