Gladbach verliert die Geduld und spielt konfus
Beim 0:4 in Bremen fallen wieder zwei der Gegentore nach Standardsituationen des Gegners.
Bremen. Thorben Marx hatte sich gerade in Rage geredet. „Wir haben erneut das erste Gegentor nach einer Standardsituation bekommen. Auch beim 0:2 durch einen Konter haben wir uns richtig dumm angestellt“, sagte Gladbachs Mittelfeldspieler nach der 0:4-Demütigung seiner Mannschaft bei Werder Bremen.
Viel weiter kam Marx nicht, Trainer Lucien Favre hatte alle Spieler in die Kabine zitiert und hielt eine längere Ansprache. So durcheinander die Szenerie in den Katakomben des Bremer Weserstadions wirkte, so unorganisiert kommt die Mannschaft immer häufiger auf dem Platz daher. 24 Gegentore in 13 Pflichtspielen sind keine Sehenswürdigkeit.
Viel schlimmer: Sieben Treffer kassierten die Borussen vom Niederrhein nach Standardsituationen. Wie gegen Werder resultierten schon gegen Nürnberg zwei Gegentore aus ruhenden Bällen, gegen Kiew, Dortmund und Istanbul fiel jeweils ein Tor aus einer Ecke oder einem Freistoß. „Bei Standards herrscht sofort Panik — und das völlig ohne Grund. Wir stellen uns da einfach zu blöd an“, sagte Marx.
Am fehlenden Training kann es nach Ansicht von Marc-André ter Stegen, in der vergangenen Saison zeitweise Torhüter hinter Europas bester Abwehr, nicht liegen: „Wir trainieren das Verteidigen bei Freistöße und Ecken des Gegners mehr als genug, haben zuletzt sogar sehr intensiv daran gearbeitet.“ Bereits in der vergangenen Saison kassierte die Mannschaft auffällig viele Gegentore durch Standardsituationen.
Weiteres Problem: Nach einem Ballverlust hat der Gegner zu viel Platz zum Kontern. In Bremen fielen der zweite und dritte Gegentreffer aus solchen Spielszenen. „Kopflos“ nennt Sportdirektor Max Eberl das Verhalten der Mannschaft in diesen Phasen. „Wir müssen nach Gegentoren mehr Ruhe bewahren. Die Spieler wollen zu schnell das Ergebnis egalisieren. Nach dem 0:1 in der 37. Minute wären 60 Minuten Zeit geblieben.“ Genau diese Minuten hat Bremen genutzt.