Nach 0:4 in Bremen: Frust bei Gladbach

Bremen (dpa) - Aufgebrachte Fans hatten sich auf dem Parkplatz am Bremer Weserstadion um das Auto von Max Eberl versammelt und wollten Gladbachs Sportdirektor nicht nach Hause fahren lassen. Die Geduld der Anhänger war nach dem 0:4 (0:2) bei Werder Bremen endgültig am Ende.

Trainer Lucien Favre wirkte ratlos und verpasste den Spielern am Abend einen Maulkorb. „Wir haben die Stabilität im Kopf verloren“, sagte Eberl und sprach von Gedanken- und Sorglosigkeit. Favre meinte: „Ich habe das Gefühl, wir wollen zu viel, und uns fehlt das Vertrauen, um die Geduld zu haben.“

Die erste halbe Stunde war gar nicht so schlecht, doch nach den Toren durch Nils Petersen (37.) und Marko Arnautovic (45.) leisteten die Borussen keine Gegenwehr mehr. Ohne die Abwanderer Marco Reus, Dante und Roman Neustädter scheint trotz der 30-Millionen-Einkäufe Granit Xhaka, Luuk de Jong und Alvaro Dominguez nicht einmal Favre an eine schnelle Konsolidierung zu glauben: „Mit Marseille kommt am Donnerstag der Tabellenerste aus Frankreich. Und drei Tage später müssen wir nach Hannover, das wird sehr schwer.“

Die Leichtigkeit schlechthin verkörperte dagegen das Ensemble von Werder Bremen, das ein ganz anderes Gesicht zeigte als zuletzt beim 1:3 in Augsburg oder beim 2:2 gegen Stuttgart. Wie weggeblasen waren die kritischen Töne unter der Woche von Kevin de Bruyne, der sich in Bremen noch nicht wohlfühlt, dafür aber nicht einmal Pfiffe kassierte. Mit einer Laufleistung von 12,3 Kilometern war der vom FC Chelsea ausgeliehene Belgier nach Zlatko Junuzovic (13,3) der fleißigste Akteur. Trainer Thomas Schaaf hatte unter der Woche mit Petersen in Extraschichten am Torabschluss gefeilt und den Profis per Video die Defensivarbeit verdeutlicht.

„Keiner von uns ist mit dem Saisonstart zufrieden, aber man hat gesehen, dass wir den richtigen Weg gehen. Mit den neuen Spielern liegen wir ganz gut“, stellte Schaaf fest: „Nun müssen wir uns auf Topniveau festigen.“ Mit nun zehn Punkten hat Werder sich immerhin im Mittelfeld festgesetzt. Manager Klaus Allofs warnte davor, gleich zu viel von der jungen Truppe zu erwarten: „Sie hat großes Potenzial, die Frage ist nur, wie oft sie das abrufen kann. Es wäre fast ungewöhnlich, das dauerhaft abzurufen.“

Bester Mann auf dem Platz war ohne Zweifel Arnautovic. „Er hat sich heute endlich mit dem Tor belohnt und dann die Treffer drei und vier vorbereitet, super gemacht von ihm“, lobte Aaron Hunt den Teamkollegen. Niklas Füllkrug (76.) und Junuzovic (86.) profitierten vom glänzend aufgelegten Österreicher.

„Sein Tor war hervorragend, das erwarte ich jede Woche von ihm. Das weiß er, auch dass ich großer Kritiker von ihm bin“, betonte Schaaf. Der schwierige Stürmer scheint nicht nur äußerlich - mit nun ganz normaler Frisur - eine Wandlung durchgemacht zu haben. Während sich der Strom der Werder-Anhänger Richtung Innenstadt zum Volksfest Freimarkt in Bewegung setzte, wollte Arnautovic nur noch nach Hause: „Ich habe meine Tochter durch die Länderspielpause zwei Wochen nicht gesehen, da muss ich ganz schnell hin.“