Gladbacher Ernüchterung weicht dem Derby-Rausch
Für großen Ärger über das 1:1 zum Auftakt der Europa League gegen den FC Villarreal hatten die Profis von Borussia Mönchengladbach nur wenig Zeit. Denn der Blick richtete sich schon auf das rheinische Derby beim 1. FC Köln am Sonntag.
Mönchengladbach (dpa) - Die Ernüchterung auf Europas Fußball-Bühne wich in Mönchengladbach schnell der Vorfreude auf das Derby. „Es war ein sehr schöner Tag. Und jetzt haben wir das Derby in Köln vor Augen. Mehr Brisanz und Highlights hintereinander geht nicht“, sagte Sportdirektor Max Eberl nach dem 1:1 im ersten Gruppenspiel der Borussia in der Europa League gegen den FC Villarreal.
Das 81. rheinische Derby am Sonntagabend beim 1. FC Köln warf in einer ereignisreichen Woche lange Schatten voraus - und war direkt nach dem Spiel gegen den spanischen Erstligisten wieder in den Köpfen. „Man hat gemerkt, dass die Fans extrem heiß sind auf das Spiel. Nach der Bundesliga-Rückkehr des 1. FC Köln haben wir unser Derby zurück. Ich glaube, dass es das beste Spiel des Jahres ist“, sagte Patrick Herrmann, der die Gladbacher in einer bärenstarken ersten Hälfte gegen Villarreal mit 1:0 in Führung gebracht hatte (21.).
Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof hatte zuvor schon einen Superlativ gefunden. „Das hier ist das Derby! Aus meiner Sicht noch vor dem Revierderby Dortmund gegen Schalke“, sagte der '74er-Weltmeister der „Sport Bild“.
Für die Polizei in Nordrhein-Westfalen ist es auch im neuen Sicherheitskonzept von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), das generell auf eine geringere Polizei-Präsenz setzt, ein Spiel mit Gewaltpotenzial. „Die Partie wird als Spiel mit erhöhtem Risiko eingestuft. Wir sind mit mehr Beamten als üblich im Einsatz“, sagte der Kölner Polizeisprecher Karlo Kreitz.
Die Rivalitäten zwischen den Fangruppen auf beiden Seiten mündeten im März 2012 in einem Überfall Kölner Rowdies auf einen Gladbacher Fanbus, der bundesweit für Empörung gesorgt hatte. Dagegen wirken der Diebstahl und die Zerstörung einer Gladbacher Fahne durch Kölner Fans wie Dumme-Jungen-Streiche.
Da es seit dem Busüberfall kaum Auffälligkeiten gegeben hat, gehen die Verantwortlichen von einem rein sportlichen Duell aus. „Wir erwarten ein brisantes und hitziges Spiel und hoffen, dass alles in normalen Bahnen bleibt“, sagte Eberl am Freitag.
Vor 50 000 Zuschauern treten die Rivalen ungeschlagen gegeneinander an. Besonders die zweite Halbzeit gegen Villarreal zeigte, dass bei der Borussia längst nicht alles rund läuft. Die Dominanz der ersten 45 Minuten (Trainer Lucien Favre: „Wir hatten 70 Prozent Ballbesitz“) war weg, die mangelnde Chancenverwertung rächte sich durch das 1:1 des eingewechselten Ukechukwu Uche (68.).
Die spontane Empörung über den slowakischen Schiedsrichter Ivan Kruzliak, der in der Schlussminute erst Handelfmeter für Gladbach anzuzeigen schien, dann aber doch weiterspielen ließ, war bei den Gladbachern schnell verflogen. Denn schließlich war wenig später schon die Derbyzeit angebrochen. Für die Borussia war die Domstadt stets eine Reise wert, denn von den bisherigen 40 Spielen gewann sie 22 - die jüngsten Gastspiele mit 4:0 und 3:0.
Trotzdem warnte Sportdirektor Eberl angesichts des Einbruchs gegen Villarreal. „Wenn wir nur ein paar Prozent nachlassen, wird es auch gegen Köln nicht reichen“, sagte er. Mit Blick auf die Tatsache, dass Köln noch ohne Gegentor ist, setzte der Schweizer WM-Teilnehmer Granit Xhaka vor seinem ersten rheinischen Derby noch einen Reiz: „Es wird mal Zeit, dass sie die Bälle wieder aus dem Netz holen.“