Marin – ein strahlender Sieger

Gladbachs Länderspiel-Tour endete vor allem für den Wirbelwind im VfL-Team fulminant.

Mönchengladbach. Trainingsende im Borussia-Park. Durch ein Nadelöhr, einem schmalen Törchen, geht es für die Spieler von Borussia Mönchengladbach hinaus. Das ist die Chance für die Autogrammjäger, schnell ein Foto zu schießen oder eine Unterschrift ihrer Lieblingsspieler zu erhaschen. Wie am Mittwoch.

Hoch im Kurs stehen vor allem zwei Profis des Bundesligisten, deren Namenszug heiß begehrt ist: Marko Marin und Oliver Neuville. Der flinke Fummler und der agile Torjäger. Das 19-jährige Talent, das seine ganze Fußballlaufbahn noch vor sich hat und der 35-jährige Routinier, der darauf brennt, noch ein paar Rekorde aufzustellen. 290 Bundesligaspiele und 97 Tore sind natürlich nicht genug. Aufrunden ist das Nahziel.

Bundestrainer Joachim Löw setzt, so hat er mehrfach versichert, bei seinen Planungen für die kommenden Monate - Schwerpunkt WM-Qualifikation 2010 - auf beide Spielertypen. Marin, der mit seinem fantastischen Tor am Mittwochabend gegen Belgien (2:0-Sieg) seine Klasse aufblitzen ließ, gehört mit Stephan Kießling, Aaron Hunt, Sami Khedira, Serdar Tasci und Toni Kroos zu jenem ausgesuchten Kreis junger und hoffnungsvoller Fußball-Profis, die eine neue Generation einläuten, die Generation nach Ballack, Metzelder, Schneider, Frings oder eben auch Oliver Neuville.

Auf die ist Löw einstweilen noch angewiesen. "Oliver ist als Joker immer gleich zur Stelle und zeichnet sich nach wie vor durch Schnelligkeit und Torgefahr aus", sagt der Bundestrainer. Und Marin? Nach dem genialen Doppelpass mit Philipp Lahm schlenzte er wenige Minuten nach seiner Einwechslung den Ball ins Tor: "Ein überragendes Gefühl. Herr Löw war sehr zufrieden."

Borussia Mönchengladbachs Kapitän Oliver Neuville ist hingegen derzeit nicht in der Verfassung, in der er den Gladbachern oder gar dem Nationalteam helfen könnte. "Er macht Fortschritte. Jeden Tag wird es etwas besser", sagt Gladbachs Cheftrainer Jos Luhukay nach den ersten Trainingseindrücken in dieser Woche. Aber ein Signal für einen Einsatz am Samstag gegen die TSG Hoffenheim war das nicht.

Fünf Nationalspieler waren in dieser Woche für die Borussia auf Achse. Keiner strahlte so wie Marko Marin. Er siegte ja auch als einziger. Bis auf den Kanadier Rob Friend sind inzwischen alle zurück. Der Torschütze gegen Stuttgart wird auf Grund der strapaziösen Rückreise erst heute wieder in Gladbach erwartet. "Das ist alles andere als eine optimale Vorbereitung", sagt Jos Luhukay, weshalb er morgen gegen Hoffenheim auf seinen Torjäger verzichten dürfte.

Für Friend dürfte Roberto Colautti zum Einsatz kommen. Ansonsten deutet nach einer Woche der Aufarbeitung alles darauf hin, dass Luhukay der Mannschaft das Vertrauen schenkt, die sich gegen Stuttgart (1:3-Niederlage) besser in Szene gesetzt hat als es das Ergebnis vermuten lässt.

"Wir sind ein Kollektiv. Es geht nicht darum, wer die Fehler gemacht hat. Wir gewinnen gemeinsam und verlieren gemeinsam", sagte Luhukay leicht erregt, der die heftige Kritik an Neuzugang Jaurès nicht nachvollziehen konnte: "Wie kann man einen Jungen wegen eines Fehlers so fertig machen. Er hat viele Jahre in der französischen Top-Liga gespielt, er war in der Champions-League im Einsatz und ist ein erfahrener Spieler. Er hat doch Stuttgarts Hilbert völlig kaltgestellt. Er verdient Vertrauen."