Nach dem 1:3: Lehmann macht den Unterschied

Selbst beim Feiern war Jens Lehmann der Anführer. Bei seiner Bundesliga-Rückkehr nach 1458 Tagen sicherte der frühere Nationaltorhüter den Sieg des VfB Stuttgart bei Borussia Mönchengladbach und genoss anschließend in der Kurve als Erster die Ovationen der Fans.

Mönchengladbach. Beim 3:1 (3:0)-Erfolg des VfB stellte Lehmann gleich unter Beweis, dass seine Verpflichtung für die Schwaben ein Glücksgriff war. Ruhig und souverän dirigierte er die VfB-Abwehr, die in der vorigen Saison allzu oft gewackelt hatte, in brenzligen Situationen zeigte der frühere Nationaltorhüter in seinem 393. Bundesliga-Spiel, dem ersten seit dem 22. März 2003, seine ganze Klasse.

`Es war eine sehr gute Leistung von ihm. Wichtig ist, dass er auch in Eins-gegen-Eins-Situationen da ist. Da erkennt man die Angst, die Stürmer vor ihm haben", sagte VfB-Trainer Armin Veh über seine neue Nummer eins: `Wichtig ist auch, dass er mit seiner Erfahrung die Abwehr organisiert und verbal führt. Für uns ist er ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft."

Und Sportdirektor Horst Heldt sagte mit einem Lächeln: `Wir wussten schon, wen wir verpflichtet haben. Er hat nicht nur in diesem Spiel bestätigt, dass er nicht umsonst bis vor kurzem die Nummer eins im deutschen Tor gewesen ist."
Der neue VfB-Keeper blieb trotz der Lobeshymnen bescheiden.

`Meine Leistung war okay. Ich habe mich zwar über das Gegentor geärgert, aber ansonsten hatte ich nicht allzu viel zu tun", meinte der Vize-Europameister, der nach der Finalniederlage gegen Spanien seine Karriere in der Nationalelf beendete.

Allerdings verhinderte Lehmann mit glänzenden Paraden gegen Karim Matmour (18.) und Rob Friend (34. und 48.) mögliche Gladbacher Tore, die den Stuttgarter Sieg hätten in Frage stellen können. So aber reichten die Treffer von Thomas Hitzlsperger (14.), Ciprian Marica (26.) und Mario Gomez (44.) zum klaren Sieg, weil Lehmann nur ein Gegentor durch Friend (60.) zuließ.

Ein gelungener Abend also für den Rückkehrer, der auch sein letztes Gegentor vor dem Wechsel von Borussia Dortmund nach London am 8. März 2003 gegen Gladbach kassiert hatte. `Ich hatte mich schon vorher auf die Stadien und die Atmosphäre in der Bundesliga gefreut. Es hat Spaß gemacht", sagte Lehmann.

Er ärgerte sich nur über eines: `Wir hätten das Risiko des Gegners am Ende bestrafen müssen, dann wären wir Tabellenführer gewesen." Seinem früheren Nationalmannschafts-Kollegen Gomez war das aber egal. `Am ersten Spieltag ist es wichtig, zu gewinnen. Ob 6:0, 3:1 oder 1:0, spielt keine Rolle", sagte der Torjäger.

Für Gladbach war das erste Spiel nach der Bundesliga-Rückkehr phasenweise eine Lehrstunde in Sachen Zweikampfverhalten und Effizienz. `Da haben wir Lehrgeld bezahlt, in dieser Liga wird jeder kleine Fehler bestraft", sagte Borussen-Trainer Jos Luhukay.

Sascha Rösler musste nach einem Kopfballduell mit Pavel Pardo mit sechs Stichen unter dem Auge genäht werden. Am Montag trainierte er nicht mit. `Wir wussten vor dem Spiel, dass es eine harte Saison wird. Von der einen Niederlage lassen wir uns nicht aus dem Konzept bringen", sagte Marko Marin.

Borussia-Torhüter Christofer Heimeroth, dem schwere Patzer unterliefen, übte nach dem Spiel Selbstkritik. `Wenn der Ball zentral aufs Tor kommt, kann man den auch halten", sagte er zum 0:1 durch Hitzlspergers Fernschuss. Wie man es besser machen kann, dafür erhielt er von Lehmann Anschauungsunterricht.