Luhukay: „Die Spieler brennen“

Der Coach der Borussia setzt in der 1. Liga im Wesentlichen auf die Spieler, die sich in Liga zwei bewährt haben.

Mönchengladbach. Jetzt sind es nur noch zwei Tage. "Gladbach - seid Ihr bereit?" An den strategisch wichtigsten Stellen in der grünen Stadt am Niederrhein prangt jeweils ein zehn Quadratmeter großes plakatives Schild und weist unübersehbar auf die mit Spannung erwartete Heimpremiere am Sonntag gegen den VfB Stuttgart hin. Ein Hinweis, der in Mönchengladbach die Neugier weckt auf die neue Saison, auf die erste Liga, auf die 41. Spielzeit für den VfL.

Borussia Mönchengladbach ist wieder im Fußball-Oberhaus angekommen. Schneller als von vielen Kritikern erwartet. Nach dem radikalen Umbruch anfänglich noch skeptisch beäugt, lenkte der Traditionsverein das Geschehen im Fußball-Unterhaus im Eiltempo in die richtigen Bahnen.

Die neue Mannschaft, von Sportdirektor Christian Ziege und Cheftrainer Jos Luhukay zusammengestellt, fand innerhalb weniger Wochen ihren Rhythmus, spielte beherzten Fußball und ließ keine Zweifel aufkommen, dass sie nur ein Ziel verfolgt: nach einer Spielzeit wieder zu den besten Mannschaften im deutschen Profi-Fußball zu gehören.

Selbst für einen Fußball-Weltenbummler wie Christian Ziege, der in der Top-Ligen Europas zu Hause war und mit Stolz auf seine ansehnliche Länderspiel-Bilanz (72 Einsätze) verweisen kann, war die erlebnisreiche Spielzeit in Liga zwei eine Erfahrung, die er nicht missen möchte: "Wir haben uns alle der Situation gestellt, unsere Hausaufgaben gemacht und die Leidenschaft entwickelt, die man für diese Liga braucht."

Offensiv ausgerichtet und stets bemüht, den Funken im Publikum überspringen zu lassen. setzten sich die Borussen am 9. Spieltag an die Spitze - und gaben sie nicht mehr ab. Am 7. Mai - beim 3:0-Sieg gegen Wehen - stand der Borussia-Park Kopf. Geschafft, aufgestiegen. Und die Neuzugänge waren in aller Munde: Ob Patrick Paauwe, Sascha Rösler, Marcel Ndjeng, Roel Brouwers, Rob Friend oder Alexander Voigt - ein starkes Sextett und allesamt tragende Säulen im VfL-Konstrukt.

Auch Nationalspieler Oliver Neuville ging das Unternehmen Wiederaufstieg mit der ihm eigenen, auf Effizienz ausgerichteten Manier, an. Er erzielte 15 Tore, und Marko Marin - damals 18 Jahre alt - wandelte seine schier nicht zu bremsende Unbekümmertheit in bare Münze um. Vier Treffer, 15 Vorlagen - das Sahnehäubchen.

Kein Wunder also, dass Luhukay und Ziege nur vier neue Spieler holten, von denen eventuell zwei am Sonntag gegen den VfB Stuttgart gleich ins kalte Bundesliga-Wasser geworfen werden: Gal Alberman und Karim Matmour. "Wir sind überzeugt, dass wir die Qualität in der Mannschaft erhöht haben", so Ziege. Das erste Spiel zu Beginn einer Fußballsaison ist stets mit einer Ungewissheit behaftet. Betroffen sind davon in erster Linie die Spieler, von denen die meisten "Neuland" betreten, wenn die Borussia am Wochenende ihre 41. Spielzeit eröffnet.

Ein Team ohne große Bundesliga-Erfahrung. "Das mag ja so sein, aber es kann auch von Vorteil sein. Zumal wir über jede Menge Spieler verfügen, die in anderen Ligen ihren Mann gestanden und viele Titel geholt haben", sagt Luhukay. Borussia - eine Multi-Kulti-Truppe von 27 Profis aus zwölf Nationen, von denen Oliver Neuville mit seinen 297 Bundesliga-Begegnungen alle überragt.

Der Rest des Kaders kommt zusammen gerade mal auf etwas mehr als 200 Bundesligaeinsätze. Dafür können etliche Akteure im Gladbacher Team voller Stolz mit ihrer Titelsammlung kokettieren: So ist Robert Colautti beispielsweise argentinischer und israelischer Meister gewesen, Rob Friend war norwegischer Champion, Sebastian Svärd gelang das Kunststück in Dänemark mit Bröndby, Patrick Paauwe war mit Feyenoord Meister in den Niederlanden und der Pokaltriumph von Gal Alberman in Israel hat auch einen Stellenwert.

Doch das ist längst Geschichte. Ab Sonntag müssen sich die Neuen auf dem Parkett Bundesliga mit der Creme de la Creme des deutschen Fußballs messen. "Die Spieler brennen. Sie wollen zeigen, was sie können", sagt der Trainer, "mit Willensstärke, Biss und Ehrgeiz. Aber auch der Spaß darf nicht zu kurz kommen. Wir wollen unseren Fans Tempofußball zeigen. Sie sollen spüren, dass wir gewillt sind, den Kampf in der ersten Liga anzunehmen."

Die Borussia ist ihrer Philosophie nach dem Aufstieg treu geblieben. Im Gegensatz zum Rivalen vom Rhein, dem 1. FC Köln, der inklusive des teuren Portugal-Stars Petit mehr als acht Millionen Euro investierte, hat Gladbach für seine Neuen etwa drei Millionen Euro vom Konto abgehoben.

Wer nun letztlich alles richtig gemacht hat, wird der Liga-Verlauf zeigen. Dennzumindest in dem Punkt hat sich in der 40-jährigen Bundesligageschichte der Gladbacher Borussia nichts geändert. Die Wahrheit, so hat der frühere Fußballer Addy Preißler einst zum Besten gegeben, liegt auf dem Platz. Ein Zitat, zeitlos schön und für die Ewigkeit.