Alberman – der Eroberer der Bälle

Der Israeli könnte im Mittelfeld vor der Abwehr die Fäden ziehen. Der 25-Jährige überzeugt nicht nur physisch, sondern hat auch „das Auge“.

Mönchengladbach. In der Domstadt ist man sich sicher über den prominentesten Neuzugang: "Eminent wichtig" sei der defensive Mittelfeldspieler, ein "Stratege", ein "Führungsspieler", der den Verein in andere "Dimension vorstoßen" lässt.

Als Christoph Daum diese Sätze von sich gibt, hat der portugiesische Nationalspieler Petit erst einmal auf dem Rasen gestanden - zum Pressefoto mit dem neuen Trikot in der Hand. In Köln wird nach der Rückkehr in die Bundesliga also mächtig getrommelt.

Gut 60 Kilometer nordwestlich gibt man sich ein wenig zurückhaltender. Auch Borussia Mönchengladbach ist zurück in der Bundesliga - und auch die Borussia hat einen neuen defensiven Mittelfeldspieler in ihren Reihen, neudeutsch "Sechser": Gal Alberman.

Doch anders als Petit in Köln ging die Verpflichtung des Israelis vergleichsweise still vonstatten. Dabei wäre eine gewisse Euphorie aufgrund Albermans Transfer durchaus angebracht gewesen: Der 25-Jährige kommt als aktueller Fußballer des Jahres, Meister und Pokalsieger von Beitar Jerusalem zum Borussia-Park. Nur: davon weiß der Fußball-Fan hierzulande nichts, die israelische Fußball-Liga und die Nationalmannschaft kommen im hiesigen Fernsehen so gut wie nicht vor.

Damit passt Albermans Verpflichtung perfekt zur Ankündigung von Borussias Sportdirektor Christian Ziege, lieber Spieler zu holen, bei denen der Aha-Effekt nicht beim Kauf kommt, sondern im Laufe der Saison. So, wie es in der vergangenen Spielzeit bei Marcel Ndjeng, Patrick Paauwe oder Rob Friend der Fall war.

"Ich kann jetzt nicht über die Philosophie des 1. FC Köln sprechen", sagt Ziege. "Aber ich behaupte, dass ein Gal Alberman keinen Deut schlechter ist als Petit. Er hat hier zwar noch keinen Namen, aber ich glaube, dass er sich den Namen in der Bundesliga schon machen wird."

In der Vorbereitung setzte Alberman schnell Duftmarken. Im Zweikampf unangenehm, in der Balleroberung bärenstark und vom Laufpensum her unerbittlich - nicht nur Mannschaftskollege Sascha Rösler zieht den Hut: "Gal ist eine echte Pferdelunge." Doch nicht nur rein physisch überzeugt der 1,79-Meter-Mann. Er verfügt auch über fußballerische Fertigkeiten und das notwendige Auge.

"Er interpretiert die Sechser-Position als Schalterspieler unglaublich stark, verliert das Mannschaftsgefüge dabei nicht aus den Augen", lobt Jos Luhukay. Alberman kommt Borussias Trainer gerade recht: Das offensiv ausgerichtete Zweitligasystem dürfte sich in der Bundesliga als zu waghalsig entpuppen. Und so ließ Luhukay in fast allen Testspielen mit einer "Doppel-Sechs" spielen.

Patrick Paauwe, mit dem Posten vor der Abwehr in der Vergangenheit allein betraut, bekommt also jemanden zur Seite gestellt. Und dass das Alberman sein wird, daran besteht kaum ein Zweifel. Zwar präsentiert sich der dritte Bewerber um diese Position, Sebastian Svärd, im Vergleich zur vergangenen Saison deutlich stabiler, an der Dynamik von Borussias Nummer 19 geht aber bisher kein Weg vorbei.

Dass er am Samstag bei Borussias 8:1-Pokalerfolg bei Fichte Bielefeld 90 Minuten lang auf der Bank saß, bedeutet im Hinblick auf Borussias Heimpremiere am Sonntag gegen Stuttgart nichts. "Von Gal habe ich in der Vorbereitung genug Eindrücke bekommen, ich weiß wie wichtig er ist und kenne seine Stärken", argumentierte Luhukay und gab Svärd den Vorzug.

Der so hoch Gelobte selbst will keine großen Reden schwingen: "Es ist mein Ziel, dieser Mannschaft zu helfen. Ob ich das gut mache, kann nur der Trainer beurteilen. Aber ich hoffe, dass Borussia mich geholt hat, um im Mittelfeld die Bälle zu erobern."

Den Wechsel hat er sich gut überlegt, sich bei Landsmann Roberto Colautti über das Leben in Deutschland und seinen neuen Verein informiert. Und er weiß schon: "Das Spiel gegen Köln ist eine heiße Angelegenheit." Bis dahin ist es aber noch eine Weile. Und vielleicht auch der Aha-Effekt in Sachen Gal Alberman eingetreten.