N wie Nebel: Die Borussia in der Suppe von Warschau

Heute in der WZ-Serie: Der Buchstabe N wie Nebel.

Mönchengladbach. In der Bar des Grand-Hotels im polnischen Lodz lassen die mitgereisten Journalisten nach dem Europapokal-Aus (zweite Runde) gegen Widzew Lodz (0:1-Niederlage) am späten Abend des 7. November 1984 die Niederlage bei dem einen oder anderen Piwo (Bier) noch einmal Revue passieren. Die Spieler haben sich nach dem Abendessen in ihre Zimmer verkrochen. Die Enttäuschung ist groß.

VfL-Manager Helmut Grashoff und Cheftrainer Jupp Heynckes befassen sich derweil bereits mit dem Bundesliga-Alltag. Denn schon drei Tage später muss Gladbach zuhause gegen den FC Bayern München antreten. Doch die Top-Begegnung des zwölften Spieltags fällt aus, weil dichter Nebel den Flugverkehr über Warschau lahmlegt. Erst am eigentlichen Spieltag, samstags morgens, gibt es grünes Licht, sind auf dem Frédéric-Chopin-Flughafen von Warschau wieder Starts und Landungen möglich.

Nach zwei unfreiwilligen Nächten und süßem Nichtstun in Warschau ist die Borussia-Equipe am späten Samstagnachmittag wieder daheim. Der Deutsche Fußball Bund musste aufgrund der Warschauer "Suppe" (höhere Gewalt) das Spiel gegen die Bayern an diesem Wochenende vom Spielplan streichen.

Als sich beide Mannschaften gut vier Wochen später, am 11. Dezember 1984, gegenüberstehen, ist die Hinrunde bereits abgeschlossen. Das Nachholspiel, das Borussia Mönchengladbach durch die Tore von Frank Mill, Uli Borowka und Michael Frontzeck mit 3:2 gewinnt, geht übrigens in die Annalen der Bundesliga ein: Denn zum ersten Mal wird ein Bundesligaspiel live im Fernsehen übertragen.

Für die Borussen-Anhänger ist der vor einem halben Jahr zu den Bayern gewechselte Lothar Matthäus in dieser Partie der Buhmann, der bei jeder Aktion gnadenlos ausgepfiffen wird.

Am Saisonende wird Bayern München Meister, und die Gladbacher erhalten als Tabellen-Vierter international eine neue Chance. Diesmal scheitern sie im Achtelfinale an Real Madrid (5:1/0:4). Red