Neue Hoffnung dank Reus: Gladbach siegt 1:0
Hannover (dpa) - Erst den Meister geschlagen, dann den Tabellen-Dritten beherrscht: Borussia Mönchengladbach bäumt sich im Kampf gegen den dritten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga noch einmal gehörig auf.
Ein Traumtor von Marco Reus in der 76. Minute besiegelte nach dem Sieg gegen Dortmund auch den ersten Auswärtssieg bei Hannover 96 seit 22 Jahren. Durch das verdiente 1:0 (0:0) schöpfen die Borussen wieder Hoffnung.
Zwei Spieltage vor dem Saisonende haben die Gladbacher zwar immer noch zwei Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 15, gehen aber mit ordentlich Rückenwind in das Saisonfinale. „Wir haben einen guten Lauf, und das müssen wir ausnutzen“, sagte Borussen-Kapitän Filip Daems nach dem zweiten Sieg hintereinander. Die Notwendigkeit, auch in den noch ausstehenden Partien gegen Freiburg und in Hamburg punkten zu müssen, machte Trainer Lucien Favre nach dem ersten Auswärtssieg unter seiner Leitung keine Angst. „Die Spieler können mit dem Druck sehr gut leben“, sagte der Schweizer.
Hannover 96 scheint dagegen nach der geschafften Europa-League-Qualifikation im Rennen um die Champions-League-Plätze die Puste auszugehen. „Wir haben letzte Woche ein großes Ziel erreicht. Da kann schon mal eine Delle kommen“, sagte Hannovers Sportdirektor Jörg Schmadtke. Die Gastgeber zeigten vor 48 800 Zuschauern in der AWD-Arena eine ganz schwache Leistung und verloren erstmals nach zuvor fünf Siegen wieder ein Heimspiel. „Wir waren in allen Belangen unterlegen“, bekannte auch 96-Coach Mirko Slomka.
Mit der ersten Heimniederlage gegen Gladbach seit März 1989 fiel sein Team auf Platz vier hinter Bayern München zurück, das dank des 4:1 über Schalke nun in der Champions-League-Qualifikation antreten dürfte. „Wir haben eine große Chance liegen gelassen“, monierte Slomka. Gegen den Tabellen-Vorletzten, den Hannover in den letzten beiden Heimspielen mit 5:1 und 6:1 abgefertigt hatte, zeigte 96 in der Defensive ungekannte Abstimmungsprobleme und spielte nach vorne nicht so zielstrebig wie sonst. Der Abstiegskandidat vom Niederrhein, der aus einer soliden Grundordnung heraus immer wieder gefährlich vor das Tor von Ron-Robert Zieler kam, war das klar bessere Team.
Allerdings spannten die Borussen ihre Fans lange auf die Folter. In der überlegen geführten Partie vergaben sie zunächst Chancen am laufenden Band. Allein der ehemalige 96-er Mike Hanke hätte Gladbach gleich zweimal früh in Front (5./8.) schießen können. Im Hinspiel hatte der Ex-Nationalspieler noch im 96-Trikot in Mönchengladbach sein bislang letztes Bundesligator erzielt.
Auch Torschütze Reus zeichnete sich lange als „Chancentod“ aus. Gleich mehrere Möglichkeiten (28./34./53./63.) ließ der Jungstar ungenutzt, ehe er mit einem fulminanten Weitschuss einnetzte. „Ich hätte noch viel mehr Tore schießen müssen, bin aber froh, das eine gemacht zu haben“, sagte Reus.
Von einer möglichen Verunsicherung bei den Gladbachern, bei denen das Idol Stefan Effenberg mit seiner Ankündigung, Sportdirektor Max Eberl beerben zu wollen, für Unruhe gesorgt hatte, war dennoch wenig zu spüren. Die rund 3000 mitgereisten Gladbacher Fans feierten ihr Team und zeigten Effenberg per Spruchband, was sie von seinem Vorhaben halten: „Tiger du hast falsche Freunde.“