Radsport: Titelverteidiger fehlt wegen Fieber
Johannes Schumacher muss bei Lürriper Rennen passen. Sein Bruder gewinnt bei U19.
Lürrip. Ohne den Lokalmatador des Radsportvereins Möwe Lürrip und Vorjahressieger startete das Hauptrennen der Männer in der Klasse A/B mit einiger Verzögerung. Morgens hatte das Auto eines Anwohners den Kurs des 60.Straßen-Radrennens in Lürrip blockiert und musste erst abgeschleppt werden. "Johannes Schumacher ist krank", begründet sein Trainer Robert Schumann dessen Fehlen. "Er liegt mit Fieber im Bett." Da verbiete sich ein Start in der letzten Amateurklasse unter den Profis, wo man die gesamte Rennlänge mit einer durchschnittlichen Pulsfrequenz von 180 Schlägen in der Minute fahre.
"Die letzte Runde fährt man am Pulsanschlag", wie Schumann die Grenze der Belastung nennt, die bei 172 bis 230 liegt. Und an die gelangt man bei 42 Runden mit insgesamt 75,6 Kilometern zwangsläufig. "Die meisten Menschen können dann nicht mehr klar denken, da wird ihnen schwarz vor Augen", beschreibt er die körperlichen Auswirkungen.
In der letzten Kurve, die Johannes Schumacher 2009 mit einer Geschwindigkeit von 50km/h genommen hat, gilt es, die Kontrolle zu behalten. "Wobei Stürze dazu gehören", sagt Schumann. Dieses Pech hatte auch Klaus Parbel vom RV Möwe in der Seniorenklasse. Er stürzte in Runde acht, nun ist sein Vorderrad kaputt, "und die Tapete ist ab" - wie Schumann die Schürfwunde an der Wade nennt.
Zufrieden mit seinem Abschneiden in dieser Klasse war Norbert Nusselein, auch wenn er noch keine Platzierung herausfahren konnte. Der 43-Jährige betreibt seit sechs Jahren Radsport und ist seit vier Jahren Mitglied bei den Möwen. "Da ist man froh, wenn man ein Rennen beendet", sagt Schumann über Ansprüche, die in dieser Sportart nur langsam wachsen können.
Aber Nusselein war früher als Leichtathlet Kreis- und Bezirksmeister über die 100 Meter, hat über diese Distanz auch bei Deutschen Meisterschaften mitgemacht. Nach sechs Knieoperationen muss er die beim Laufen entstehende Stoßbelastung vermeiden, Radfahren ist eine ideale Alternative.
Schumann achtet bei seiner achtköpfigen Trainingsgruppe mit Fahrern im Alter von 17 bis 48 Jahren auf die Gesundheit. "Ein 17-Jähriger muss anders gefordert werden als ein Amateur der Klasse A", sagt Schumann. In der Woche stehen fünf Trainingseinheiten über zwei Stunden auf dem Programm, und am Wochenende geht es dann zum Rennen. Es werde also großer Aufwand betrieben. "Deswegen haben wir wenig Jugendliche im Rennsport", weiß Schumann.
Weil ihm selbst als Radsportler der Erfolg versagt blieb, hat er vor Jahren den Trainerschein gemacht. "Ich wollte wissen, warum die anderen besser fahren." Jetzt wisse er ziemlich genau, was man im Radsport alles falsch machen kann, und wie man ihn richtig betreibt. Der Erfolg gibt ihm recht: Nils Schumacher, der 17-jährige Bruder von Johannes siegte beim Rennen in Lürrip in der Altersklasse der unter 19-Jährigen.