Reus wie im Rausch - Gladbachs Fünf-Tore-Gala

Mönchengladbach (dpa) - Fantastisch, genial, unglaublich: Was Fußballprofi Marco Reus derzeit leistet, ist kaum zu toppen. Mit sieben Toren in drei Spielen schoss der Jung-Nationalspieler Borussia Mönchengladbach auf Platz drei und düpierte die unmittelbare Konkurrenz.

„Er ist ein Super-Junge, es macht einfach Spaß ihm zuzuschauen“, befand Sportdirektor Max Eberl nach dem 5:0 (3:0)-Spektakel im Top-Spiel gegen Werder Bremen.

Drei Treffer von Reus bescherten der Borussia vor mehr als 50 000 Besuchern nicht nur den höchsten Bundesligasieg seit 17 Jahren, sie wecken auch Begehrlichkeiten bei der Konkurrenz. „Er ist eines der interessantesten Talente. Er könnte uns auf Dauer noch mehr Qualität geben“, eröffnete Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge im Interview der „Welt am Sonntag“ das Werben um den 22-Jährigen.

„Nicht nur mir, der ganzen Truppe hat es heute Spaß gemacht. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“, befand Reus nach einer grandiosen Vorstellung. Als Trainer Lucien Favre seinen Jungstar zwei Minuten vor dem Ende vom Feld holte, erhoben sich die Zuschauer von ihren Plätzen und feierten ihren Liebling. Selbst der Gegner war beeindruckt. Als Reus nach der Partie das Trikot mit Lukas Schmitz tauschte, fragte der Werder-Profi: „Wollt ihr die Liga auseinandernehmen?“

„Es ist nicht entscheidend, ob ich oder jemand anders die Tore macht, sondern die Art und Weise, wie das passiert und wie die Mannschaft Fußball spielt“, meinte Reus, der sich in dem Team sichtlich wohlfühlt. „Wir sind 'ne echte Truppe“, sagte der mit nun zehn Treffern beste Gladbacher Torschütze. Vor und nach seinen drei Toren (23./38./52.) erzielten die beiden Außen Patrick Herrmann (16.) und Juan Arango (53.) die Treffer zu einem außergewöhnlichen Erfolg.

Auch Sportdirektor Eberl war vor dem Derby gegen den 1. FC Köln am nächsten Freitag begeistert. „Die Mannschaft hat sich eindrucksvoll präsentiert und in einen Rausch gespielt. Es ist schön, dass wir oben dabei sind, aber wir wissen, was alles passieren kann“, meinte Eberl. Trainer Lucien Favre, der zum 100. Mal als Bundesligatrainer auf der Bank saß, meinte, der Sieg sei ein bisschen zu hoch ausgefallen. „Am Anfang war es schwer für uns“, sagte der Schweizer.

Die Lobeshymnen auf seinen Starspieler nerven den Coach allerdings allmählich. „Sie müssen aufhören über Marco zu sprechen. Er ist ein Teil der Mannschaft und glücklich hier zu spielen“, sagte Favre den Journalisten. Seine Mannschaft sei auch noch kein Spitzenteam. „Wir haben mit dieser Mannschaft noch vor wenigen Monaten gegen den Abstieg gespielt“, meinte der Trainer. „Wir sollten das einfach genießen und nicht von irgendeiner Tabellensituation sprechen“, sagte auch Borussen-Profi Mike Hanke.

Ganz andere Sorgen hatten an diesem Nachmittag die Bremer. „Was wir abgeliefert haben, war katastrophal“, befand Kapitän Clemens Fritz. „Das war ein kleiner Schock für die Spieler“, klagte Manager Klaus Allofs. „Damit sind wir kein Bayern-Jäger, sondern höchstens Punkte-Jäger.“ Auch Trainer Thomas Schaaf war mächtig angefressen. „Das, was Gladbach heute ausgezeichnet hat, hat uns alles gefehlt. Dafür haben wir die Quittung bekommen. Ich hoffe, dass wir die Lehre daraus ziehen“, sagte der Werder-Coach.