Borussia Mönchengladbach Schubert kämpft um seinen Job
Mönchengladbach. „Für mein Lebensglück brauche ich weder 1. noch 2. Liga.“ Das sagte André Schubert vor fast 15 Monaten. Ein cooler Typ, mochte man denken, dem damals Borussia Mönchengladbach mit einem Vertrag als Cheftrainer das Vertrauen schenkte.
Inzwischen weiß man allerdings, dass die oft in sich stimmigen und logischen Analysen des 45-Jährigen, die überwiegend in Form von Vorträgen daherkommen, auf eben dieser Verbalebene bleiben. Wenn nichts erwartet wird oder die Erfolgswelle alle übermannt, ist es einfach, den über allem (und allen) Schwebenden zu mimen. Aktuell spürt man durchaus, dass Schubert um seinen Job kämpft — auch an seiner Dünnhäutigkeit. Ob es ein einsamer und womöglich bereits nicht mehr zu gewinnender Kampf ist, wird das Spiel am Dienstag gegen den VfL Wolfsburg zeigen, aber auch die von Sportdirektor Max Eberl angekündigte schonungslose Bestandsaufnahme in der Winterpause. Rein punktemäßig könnte mit einem Sieg und damit sechs Zählern aus den letzten drei Spielen des Jahres 2016 noch ein halbwegs befriedigendes Ergebnis erzielt werden. Inhaltlich dagegen würde das Mangelhaft auf dem Zeugnis kaum mehr überschrieben werden.
Dabei gibt es durchaus berechtigte Ansätze, auch einmal der Mannschaft ein paar Fragen zu stellen. Bezogen auf die kontrolliert-blamable Vorstellung bei zahnlosen Augsburgern drängen sich gleich drei auf.
Was ist das für eine Mannschaft, die fast regungslos registriert, wie ein Kollege — Christoph Kramer — von einem Gegner (Usami) durch eine Grätsche auf das Sprunggelenk mit 40 Meter Anlauf schwer verletzt wird? Hier soll keineswegs einer Rudelbildung inklusive handgreiflichen Auseinandersetzungen das Wort geredet werden. Aber es geht auch und gerade in solchen Szenen um Körpersprache. Jede halbwegs intakte Mannschaft reagiert emotionaler und kämpferischer. Der Friedensnobelpreis hilft nicht bei der Suche nach sportlichem Erfolg.
Zweite Frage: Man kann sich vorstellen, dass das Einüben von Standardsituationen nicht zu den Höhepunkten eines modernen Fußballlehrers zählt. Auch wenn Schubert den Siegtreffer gegen Mainz durch das Stochertor von Andreas Christensen stolz als Fortschritt vereinnahmte. Nun, Eckbälle gab es für seine Mannen am vergangenen Samstag nicht. Aber wie uninspiriert kann ein Profifußballer eigentlich einen Freistoß ausführen? Den zumindest einmal in die Nähe einer Torchance zu servieren, kann kein Hexenwerk sein. Ob mit Training oder ohne. Was von einem C-Ligisten erwartet werden kann, sollte auch Spieler wie Thorgan Hazard oder Raffael nicht überfordern. Andernfalls könnte Eberl überlegen, ob er nicht Methusalem Juan Arango (36), bis zum Ende des Jahres bei New York Cosmos unter Vertrag, zu jedem Spiel einfliegen lässt, um den Ex-Gladbacher nur für Freistöße kurz einzuwechseln. Vergleichbar mit Manni Burgsmüller und seinen Kunstschüssen für Rhein Fire, als er seine Karriere im American Football ausklingen ließ.
Frage drei — fast auf der gleichen Ebene der Selbstverständlichkeit: Wenn nach einem 0:1 noch mindestens 15 Minuten bleiben, um den vermeintlich unglücklichen bis ungerechtfertigten Rückstand wettzumachen, sollte jenseits aller fußballerischen und mentalen Probleme eine Bundesliga-Mannschaft nicht zumindest ansatzweise in der Lage sein, diese Idee auf den Platz zu bringen?
Antworten sollten am Dienstag ab 20 Uhr gegeben werden. Möglichst, denn die Wolfsburger werden trotz aller Vereinsquerelen nicht so harmlos daherkommen wie die Augsburger. Einer versucht, Hoffnung zu machen auf kollektive Besserung. „Alle packen sich an die eigene Nase, keiner macht dem anderen irgendwelche Vorwürfe“, sagt André Hahn. Viele Fragen, viele Nasen: Es wird sich zeigen, wie viele Pinocchios Borussia unter Vertrag hat.