Borussia M’Gladbach So will Gladbach auch gegen Angstgegner Freiburg gewinnen

Mönchengladbach · Borussia Mönchengladbach schwebt auf einer Euphoriewelle. In Freiburg gab es für die Fohlen in der Vergangenheit aber eher wenig zu holen - das soll sich am Freitag ändern.

 Gladbachs Thorgan Hazard (l-r), Torschütze Jonas Hofmann und Alassane Plea jubeln nach dem Treffer zum 4:0 gegen Mainz.

Gladbachs Thorgan Hazard (l-r), Torschütze Jonas Hofmann und Alassane Plea jubeln nach dem Treffer zum 4:0 gegen Mainz.

Foto: dpa/Marius Becker

Als Lucien Favre noch Trainer bei Borussia Mönchengladbach war, schritt er vor Gastspielen im Breisgau schon mal minutenlang grübelnd das Spielfeld ab, mal quer, mal längs, hin und her. Und ihm schwante wieder Böses.

Das im Vergleich zu anderen Liga-Klubs relativ kleine Freiburger Spielfeld von 100 mal 68 Metern (der Rasen im Borussia-Park ist 111 mal 72 Meter groß) und die leichte Schräglage zum Flüsschen Dreisam hin macht der Elf vom Niederrhein immer zu schaffen, und auch Erfolgscoach Favre blieb sieglos in Freiburg. Am Freitagabend (20.30 Uhr) wollen die Gladbacher dem Spuk ein Ende bereiten und nach zuletzt sieben Niederlagen und einem torlosen Remis wieder einmal im Schwarzwald triumphieren „Auch ich werde am Freitagabend den Platz abschreiten“, sagte Gladbachs Cheftrainer Dieter Hecking auf der Pressekonferenz am Donnerstag, „mal sehen, wie es läuft. Ich mag das Stadion, die Stadt, den Trainer.“

Borussia Mönchengladbach will am Freitag seiner Favoritenrolle gerecht werden und unbedingt gewinnen. Die Brust ist plötzlich breiter. Der Tabellenzweite schwebt auf einer Euphoriewelle. Trainer Dieter Hecking, der seine Mannschaft seit Saisonbeginn immer wieder zu Höchstleistungen anspornt, strahlt per se Zuversicht aus: „Wir sind hoch motiviert und wollen jetzt nicht nachlassen.“ Auch seine Spieler zeigen ein gesundes Selbstbewusstsein. Beispiel Thorgan Hazard: „Wir müssen jetzt eine Serie starten.“

Mit ihrer positiven Haltung verkörpern sie die souveräne Gelassenheit und Stärke einer Spitzenmannschaft, die mit ihrer ausgewogenen und erfrischenden Spielweise die Liga in Erstaunen versetzt. Nach dem viel beachteten Sieg beim FC Bayern (3:0) machte sie gleich den nächsten Schritt nach vorn und fegte die Defensivkünstler von Mainz 05 beinahe im Vorübergehen aus dem Stadion (4:0). Der Borussia-Park ist wieder zu einer Festung geworden. Vom Nimbus der Unbesiegbarkeit ist schon die Rede, nachdem Gladbach Saison übergreifend zuletzt sieben Siege in Folge daheim feierte.

Freiburg hat gegen Gladbach den nächsten Coup im Blick

Doch jetzt geht es raus nach Freiburg, wo es für die Fohlen fast nie etwas zu holen gab. „Ach was. Wir müssen einfach konzentriert sein, unser Spiel aufziehen und den Gegner ständig beschäftigen“, sagt Nationalspieler Matze Ginter, der die idyllische Spielstätte am Rande der Stadt wie aus dem Effeff kennt. Schließlich ist der Abwehr-Chef der Gladbacher beim SC Freiburg groß und Bundesligaprofi geworden. „Freiburg ist und bleibt meine Heimat, aber am Freitag zählt nur Borussia. Und mit Borussia will ich punkten.“

Nach der kleinen Überraschung im Olympiastadion (1:1) gegen die spielstarke Hertha haben die Südbadener gegen Gladbach den nächsten Coup im Blick. Bisher verbuchte das Team von Christian Streich daheim aber erst einen Sieg (1:0 gegen Schalke 04) und zwei Unentschieden. Am ersten Spieltag nahm Eintracht Frankfurt beim 2:0-Erfolg alle Punkte aus dem Schwarzwaldstadion mit. Gladbachs Cheftrainer Dieter Hecking hat eine hohe Meinung von den Freiburgern, doch redet lieber über sein Team: „Wir haben unseren Spielstil gefunden. Jetzt geht es darum, auch in Freiburg alles abzurufen und zu punkten.“

Was macht die Fohlen Elf eigentlich so stark, dass manche TV-Experten sie gar zu einem Anwärter auf die deutsche Meisterschaft erkoren? Der Wechsel auf ein 4-3-3-System, das aber innerhalb der jeweiligen 90 Minuten durchaus auch verändert werden kann, hat zweifelsohne für eine Initialzündung gesorgt. Davon haben alle Mannschaftsteile profitiert. Insbesondere die Gladbacher Viererkette, die vom Personal im Mittelfeld bestens unterstützt wird. Im Prinzip fängt das Stören der gegnerischen Abteilung schon bei den Offensivkräften der Fohlen Elf in vorderster Front an. „Bei uns ist alles in Bewegung, alles im Fluss“, konstatiert Kapitän Lars Stindl und spricht damit einen weiteren relevanten Punkt an: die Unberechenbarkeit, die Raffinesse. Borussia Mönchengladbach hat offensiv ungeahnte Möglichkeiten und nutzt sie weidlich aus. In Alassane Plea, dem Zugang von der Côte d‘Azur, hat die Fohlen Elf zudem den langen vermissten Stürmer mit dem gewissen Etwas gefunden. Auch der kräftige Schub nach vorne bei Jonas Hofmann hat sich positiv auf das kollektive Gebilde ausgewirkt, ebenso die wieder erwachte Spielfreude und Abschlussstärke bei Patrick Herrmann.

Nicht außer Acht zu lassen ist die Tatsache, dass im Gegensatz zur vergangenen Saison kein Spieler verletzt ist und Dieter Hecking der komplette Kader stetig zur Verfügung steht. Ja, und seit Mitte der Woche kickt auch der Maestro wieder mit. Raffael ist zurück. Für Freiburg reicht es noch nicht, aber er ist wieder da. Die Fohlen Welt ist derzeit wahrlich in Ordnung. Fehlt heute Abend noch ein Dreier an der Dreisam. Es wäre der erste Sieg dort seit 16 Jahren.