Souveräner Gladbach-Sieg im Derby gegen den Erzrivalen Köln

Köln. Borussia Mönchengladbach hat zumindest für eine Nacht Bayern München als Tabellenführer der Fußball-Bundesliga verdrängt. Die Fohlen feierten am Freitagabend einen souverän herausgespielten 3:0 (2:0)-Triumph im Derby beim Erzrivalen 1. FC Köln.

Für die Gladbacher war es der vierte Sieg in Folge, die Borussia ist mit 29 Punkten nach 14 Spieltagen die Überraschungs-Mannschaft der Liga. Der Spieler des Spiels: 10037 Minuten — so lange hat Mike Hanke auf einen Treffer in der Fußball-Bundesliga warten müssen.

Beim Derby in Köln vertrieb der Borussen-Stürmer den Torfluch auf beeindruckende Art und Weise, war mit einem Doppelpack der gefeierte Matchwinner. Kein Grund für Hanke allerdings, nach dem Schlusspfiff allzu euphorisch zu sein. „Ich wusste, dass ich irgendwann wieder treffen werde und auch ohne eigenen Treffer der Mannschaft helfe. Ich habe schon vorher gute Spiele gemacht, auch wenn ich nicht getroffen habe, und wusste, dass der Tag kommt, an dem ich für meine Arbeit belohnt werde.“ Dass die Fohlen den FC vor eigenem Publikum total dominieren konnten, kommentierte Hanke so: „Ich denke, dass Köln nur nicht so gut war, weil wir es nicht zugelassen haben.“

Der Moment des Spiels: Als der Schlusspfiff von Schiedsrichter Manuel Gräfe ertönte, jubelten und tanzten die Borussen-Profis ausgelassen auf dem Rasen. Derweil schlichen die Kölner Spieler niedergeschlagen in die Kabine. Das Pfeifkonzert für die Hausherren blieb aber aus — viele FC-Fans hatten sich schon nach dem 0:3 auf den Heimweg gemacht. So feierten die Gladbacher mit ihren Anhängern ungestört den Auswärtssieg, hüpften vor dem Fan-Block, lachten, ruderten mit den Armen — Derby-Rausch eben. Und wieder einmal war es Torhüter-Überflieger und Gladbachs Eigengewächs Marc-André ter Stegen, der per Flüstertüte den ganzen Block zum Beben brachte, in dem er die Siegeshymne anstimmte: „Scha-la-la-lala-lala Bo-rus-sia!“

Der Aufreger des Spiels: Für den sorgten einige Unverbesserliche im Gladbacher Fan-Block wenige Augenblicke vor dem Anpfiff, als sie zunächst eine Rauchbombe und im Anschluss mehrere Bengalos zündeten. Aber auch auf Kölner Seite outeten mehrere „Fans“, welch Geistes Kind sie sind: So wurden mehrfach Böller gezündet, zudem vor allem Borussias Jung-Star Marco Reus wiederholt auf übelste Weise angepöbelt und beschimpft.

Chronik des Spiels: Im mit 50000 Zuschauern ausverkauften Rhein-Energie-Stadion waren die Gäste vom Niederrhein von Beginn an hellwach. Bereits nach 63 Sekunden hatte die mitgereisten VfL-Treuen den Torschrei auf den Lippen, als Marco Reus aus rund 18 Metern wuchtig abzog, aber Kölns Keeper Michael Rensing parierte den Schuss des Nationalspielers glänzend. Beim anschließenden Eckball hatte dann Roman Neustädter die Führung auf dem Fuß, doch wieder war Rensing zu Stelle.

Die Kölner, die durch die Länderspielpause und Spielabsage nach dem Suizidversuch von Schiedsrichter Babak Rafati drei Wochen lang kein Pflichtspiel bestritten hatten, fanden zu keiner Zeit in den Rhythmus. Die Fohlen hingegen traten wie eine Spitzenmannschaft auf, standen sehr sicher in der Abwehr, um dann in der Offensive immer wieder überfallartig ihre Nadelstiche zu setzen. Auch eine Verletzung von Marco Reus brachte die Fohlen nicht aus dem Konzept.

Der Offensiv-Wirbler humpelte bereits nach wenigen Minuten (Presschlag) über den Platz, musste lange behandelt werden. Dennoch bereitete Reus in der Folge das 1:0 durch Hanke mit vor. Zehn Minuten später sorgte Borussia dann schon für die Vorentscheidung. Der quirlige Herrmann wurde in der Nähe des Strafraums gefoult, ein Pfiff - und VfL-Scharfschütze Juan Arango legte sich die Kugel für den fälligen Freistoß hin. Aus rund 20 Metern zirkelte der Venezolaner die Kugel ins Kölner Tor zum 2:0 (30.).

Der Erzrivale aus der Domstadt kam in Durchgang eins nur zu einer Chance von Lukas Podolski, dessen Linksschuss (34.) VfL-Keeper ter Stegen jedoch glänzend parierte. Nach der Pause kamen die Kölner zwar entschlossen aus der Kabine, liefen aber prompt in einen Bilderbuch-Konter der Gladbacher. Eine Ecke für die Gastgeber (!) nutzte Borussia zum Todesstoß: Der blitzschnelle Hermann bediente in Überzahl Nordtveit, dessen Schuss parierte Rensing zwar, doch beim Abpraller war wieder Hanke zur Stelle, der im Stile eines Mittelstürmers eiskalt zum 3:0 (47.) abstaubte und damit seinen ersten Doppelpack im VfL-Trikot schnürte.

Den geschockten Kölnern wollte in der Folgezeit nicht mehr viel gelingen. Ein Kopfball von Riether in der 65. Minute war die erste FC-Chance im 2. Abschnitt - allerdings hatte ter Stegen mit diesem Ball keine Probleme. Auf der Gegenseite ließen die Borussen noch einige Chancen ungenutzt. In der 74. Minute hatte Reus das 4:0 auf dem Schlappen, scheiterte aber an Rensing. Im Anschluss ließ der VfL es deutlich ruhiger angehen und kam am Ende zu einem nie gefährdeten Erfolg.

Das sagen die Trainer:

Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Ich bin extrem zufrieden. Das war ein sehr gutes Auswärtsspiel von uns, wir haben verdient gewonnen. 3:0 gegen Köln zu gewinnen ist nicht so einfach, wie man denkt. Nach der ersten Hälfte hätten wir noch mit einem Tor mehr führen können, aber das 2:0 war okay. Wir wollten von Beginn an sehr hoch spielen, um die Kölner unter Druck zu setzen. Das hat meine Mannschaft sehr gut umgesetzt. In der zweiten Hälfte haben wir sehr schnell das 3:0 nachgelegt, das war auch unser Ziel. Danach war die Partie gelaufen und wir hätten sogar noch ein oder zwei weitere Tore erzielen können.

Stale Solbakken (Trainer 1. FC Köln): Die ersten Minuten waren okay, aber nach dem ersten Gladbacher Tor gab es einen sehr großen Unterschied zwischen den beiden Mannschaften. Danach haben die Borussen die Partie kontrolliert und man konnte sehen, dass sie derzeit sehr viel Selbstvertrauen haben. Einigen meiner Spieler hat die Matchpraxis gefehlt, weil sie lange gefehlt haben, zudem liegt unser letztes Pflichtspiel drei Wochen zurück. Aber das ist keine Entschuldigung für die Niederlage, die absolut verdient war. Ich denke, wir haben gegen die im Moment vielleicht beste Mannschaft der Bundesliga verloren.