Spätes Gladbacher Aufbäumen: „Punkte oder Tod“
Hannover (dpa) - Gladbach steht wieder unter Spannung. Durch das 1:0 (0:0) bei Hannover 96 hat Borussia Mönchengladbach nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz, dennoch wagte nur Torschütze Marco Reus eine echte Kampfansage: „Wir alle haben den Glauben, dass wir es noch packen.“
Seine Kollegen hielten sich mit vollmundigen Aussagen zurück, hinter den Kulissen tobt der Machtkampf weiter. Am Dienstag will Club-Idol Stefan Effenberg Personal und Konzept für einen Neuanfang bei der Borussia vorstellen.
„Wir müssen unsere Punkte machen, sonst sind wir tot“, beschrieb Borussen-Coach Lucien Favre mit drastischen Worten die Lage vor den verbleibenden Partien gegen Freiburg und in Hamburg. Sein Team wehrt sich mit Händen und Füßen gegen den drohenden dritten Abstieg, ist aber weiter zum Siegen verdammt. Gelingt gegen Freiburg nicht der Dreier in Serie, könnte der dritte Abstieg nach 1999 und 2007 bereits perfekt sein.
„Es sind noch zwei Spiele. Die beiden Spiele müssen wir unbedingt gewinnen, aber unsere Tendenz stimmt“, sagte Sportdirektor Max Eberl. Die Leistungskurve zeigt nicht erst seit dem ersten Sieg in Hannover seit März 1989 deutlich nach oben - beim Konkurrenten Eintracht Frankfurt auf Platz 16 nimmt sie genau die umgekehrte Entwicklung. „Das sieht natürlich ganz gut aus“, sagte Reus zum möglicherweise psychologischen Vorteil im Schlussspurt.
Unbeeindruckt von internen Querelen nach der Ankündigung von Effenberg, mit eigener Crew die Clubführung von Präsident Rolf Königs und Sportdirektor Max Eberl ablösen zu wollen, beherrschte Gladbach den bisherigen Tabellen-Dritten Hannover nach Belieben. Selbst das Plakat im Gladbacher Fanblock („Tiger, du hast falsche Freunde“), womit die Anhänger bekundeten, was sie vom Effenberg-Plan halten, wollen weder die Spieler noch Favre registriert haben.
„Ich konzentriere mich nur auf meinen Job“, sagte der Coach. Und den macht er offensichtlich hervorragend. Seit Favre im Februar die lange abgeschlagene Borussia übernahm, hat sich der Traditionsclub wieder zu einem konkurrenzfähigen Team entwickelt. Mit bislang 22 Punkten in der Rückrunde - einer laut Eberl „überragenden Einzelrunde“ - ist Gladbach in der Halbserien-Tabelle Achter.
Dies wird allerdings durch die desaströse Ausbeute von zehn Zählern in der Hinserie unter Coach Michael Frontzeck konterkariert. Von der einstmaligen Schießbude der Liga unter Favres Vorgänger ist die Borussia inzwischen weit entfernt. Ganze acht Tore kassierte der Club in den zehn Spielen unter Favre - 56 waren es zuvor in den 22 Partien unter Frontzeck. „Sie haben sehr diszipliniert und sehr gut geordnet gespielt“, lobte am Samstag auch 96-Coach Mirko Slomka.
Sein Team hatte über 90 Minuten nicht den Hauch einer Chance und blieb nur angesichts der mangelnden Gladbacher Chancenverwertung überhaupt im Rennen. „Das war in unserer Situation ein bisschen wenig“, monierte Slomka angesichts der möglicherweise historischen Chance, im kommenden Jahr in der Champions League spielen zu können.
Durch den gleichzeitigen 4:1-Sieg von Bayern München gegen Schalke geht Hannover nun mit zwei Punkten Rückstand auf Rang drei in die verbleibenden beiden Partien. Laut Slomka dürfte es das damit gewesen sein: „Ich glaube nicht, dass Bayern jetzt noch irgendwo Punkte lässt. Ich glaube, dass sie sich jetzt durchsetzen werden.“