Trainer Favres nachdenkliche Bilanz

Gladbachs Trainer deckt nach dem 3:4 gegen Bayern München schonungslos die Schwächen seiner Mannschaft auf.

Mönchengladbach. Es war ein Spiel ganz nach dem Geschmack von Lucien Favre. Nicht dass sich der Trainer von Borussia Mönchengladbach an der 3:4-Niederlage gegen Bayern München ergötzt hätte, sondern weil es schonungslos die Schwächen seiner Mannschaft aufgedeckt.

„Wir haben enorm viel zu tun“, sagte der Schweizer wie oft vorne weg und begann die lange Aufzählung: „Wir sind oft unfähig, den Ball zu halten. Fußball ist eine Frage des Tempos: Bei den Läufen nach vorne und wieder zurück, bei der Ballannahme, in den Gedanken.“

Natürlich vergaß der Trainer des Fußball-Bundesligisten vom Niederrhein auch die positiven Aspekte des Duells mit dem Deutschen Meister und der Saison nicht, redete aber spürbar ungern darüber. „Es war die zweitbeste Saison der vergangenen 16 Jahre, in den Jahren 2007 bis 2010 hat dieser Verein gegen den Abstieg gespielt. Gegen Bayern drei Tore zu schießen ist schön, das gelingt nicht vielen Vereinen“, hob Favre hervor, um in gleichen Atemzug wieder über die Defizite zu sprechen.

„Wir spielen bei Ballbesitz zu schnell die Bälle nach vorne, statt ihn in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen. Die Tore gegen die Bayern waren schön herausgespielt. Aber wenn du 2:0 oder 3:1 führst, darfst du nicht an das 4:1 denken, sondern geduldig verteidigen.“

Favres Ansicht nach fehlt den Spielern im Mittelfeld das Selbstvertrauen im Spielaufbau. Er selber habe als Spieler gezeigt, wie es geht. „Als Spieler wollte ich im Mittelfeld immer den Ball haben. Das fehlt den Spielern heute.“

Wohl auch, weil die technischen Fertigkeiten des vorhandenen Personals nicht ausreichen, anders als es bei ihm früher der Fall war. Dem Trainer fehlt zudem ein echter Chef im Zentrum, der in brenzligen Situationen auch das Kommando übernimmt. „Es findet zu wenig Kommunikation auf dem Platz statt“, hat Favre festgestellt.

Auf die Frage, ob er mit der Breite des Kaders zufrieden ist, wollte der Gladbach-Coach nichts sagen. Auch auf die Frage, ob das viele Wechseln der Systeme und der Startformationen ihn geärgert habe, antwortete der Schweizer ausweichend. „Wir haben zusammen die Kurve bekommen, haben in der schwierigen Phase im Herbst das Glück erzwungen“, sagte Favre.

Gefallen haben ihm die personellen und taktischen Experimente bis tief in die Rückrunde hinein und die (vorübergehende) Umstellung auf Ergebnisfußball nicht. So viel dürfte wohl feststehen.