Van der Vaart macht den Unterschied gegen Gladbach

Hamburg (dpa) - Nach dem Traumtor mit Ansage fiel eine zentnerschwere Last von Rafael van der Vaart ab. Der 30-Jährige sprang nach seinem kapitalen Treffer aus 22 Metern Entfernung vor Freude in die Höhe und schrie seine ganze Erleichterung über das Ende einer langen Durststrecke heraus.

Schon im Hinspiel gegen Borussia Mönchengladbach hatte der HSV-Regisseur getroffen, danach dauerte es 1083 Bundesliga-Minuten oder fast zwölf Spiele, bis der kleine Techniker in der 24. Minute zum 1:0 (1:0)-Sieg erneut traf.

Und das mit einem Treffer, der an seine erste Zeit beim Hamburger SV von 2005 bis 2008 erinnerte, als der Niederländer hungriger, laufstärker und frischer wirkte. Auch damals entschied er Spiele ganz allein. Nach Vorlage von Artjoms Rudnevs legte er sich den Ball auf seinen starken linken Fuß und hämmerte ihn aus vollem Lauf ins linke obere Eck. Marc-André ter Stegen war machtlos gegen den Gewaltschuss. „Man braucht das nicht kleinzureden, er weiß, dass er Qualität hat“, sagte der Gladbacher Keeper. „Das Tor war fantastisch“, lobte Gäste-Coach Lucien Favre, der ansonsten seine Schwierigkeiten hatte, die Niederlage zu akzeptieren.

„Da muss mehr kommen von mir, es wird Zeit, dass ich treffe“, hatte van der Vaart vor dem Anpfiff selbstkritisch geäußert und zugleich den zweiten Saisontreffer versprochen. „Rafa hat schon gegen Dortmund gut gespielt, das ist auch das, was er selbst von sich erwartet“, berichtete Coach Thorsten Fink. Er bestätigte, dass sein teuerster Einkauf nicht jede Woche von Toren rede. Er habe gespürt, dass van der Vaart die Ankündigung ernst meinte.

Kurz danach sangen die Fans im mit 54 558 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Volkspark ihr Team in die Europa-League. Doch da protestierte Fink vehement: „Wir nehmen das Wort Europapokal nicht in den Mund. Wenn man da oben bleiben will, muss man nach vorn besser sein.“ Sträflich ließen die Norddeutschen die Chancen versanden, der sonst so gelobte Heung-Min Son stand neben sich. Rudnevs glänzte dagegen als Vorlagengeber.

Mit dem zweiten Erfolg nacheinander und 34 Punkten auf Platz sechs klopft der HSV an die Tür zum internationalen Fußball. Dieses Mal machte gegen die nach Europa-Anstrengungen geschafften Gladbacher ein starker van der Vaart mit einer Einzelaktion den Unterschied aus. Eine Spitzenmannschaft hätte nachgelegt. Immerhin funktionierte die Hintermannschaft mit einem kaum geprüften, aber sicher wirkenden Jaroslav Drobny zwischen den Pfosten und Slobodan Rajkovic, der mit unermüdlichem Einsatz seine Rückkehr ins Team rechtfertigte.

„Wir müssen mental wachsen, da bin ich mit der Mannschaft dran“, erklärte Fink. Bereits in der Schweiz bewies der ehemalige Bayern-Profi, was er damit meint. Dort ließ er beim FC Basel mit Überraschungserfolgen in der Champions League aufhorchen. Fink arbeitet nun 16 Monate in Hamburg - langsam ist seine Handschrift zu erkennen.