Europa League Vor Gladbach-Spiel: Meyer auf dem Abstellgleis

Am Donnerstagabend trifft Borussia Mönchengladbach in der Europa League auf Schalke 04. Max Meyer wird bei den Königsblauen vermutlich wieder keinen Platz in der Startelf bekommen.

Max Meyer vom FC Schalke 04.

Foto: Ina Fassbender

Gelsenkirchen. Wenn die erste Elf des FC Schalke 04 am Donnerstagabend den Platz betritt, dann dürfte Max Meyer wieder nur Zuschauer sein. Der Mittelfeldspieler der Königsblauen wird wohl auch im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League gegen Borussia Mönchengladbach wieder nur Ersatzspieler sein. Eigentlich für einen 21-Jährigen keine große Sache. Schließlich hat jeder junge Spieler mal ein Formtief. Aber bei Max Meyer scheint es sich nicht nur um eine kurze Phase im Leistungsloch zu handeln. Es geht vielmehr um Grundlegendes in dieser Causa.

Der auffallend selbstbewusste junge Mann, der noch vor kurzer Zeit neben Julian Draxler als das hochbegabte Talent aus der vereinseigenen Knappenschmiede galt, dem eine mindestens so große Karriere wie dem Weltmeister aus Gladbeck prognostiziert wurde, hat sich derzeit zu einem Mitläufer im Trikot des Ruhrgebietsklubs entwickelt. Zuletzt, als ihm Trainer Markus Weinzierl einen Einsatz in der Startelf im DFB-Pokal-Viertelfinale beim FC Bayern (0:3) gewährte, war die Enttäuschung über die Leistung Meyers bei den Verantwortlichen besonders groß. „Er ist Nationalspieler, hat einen hohen Anspruch an sich selbst — und er gewinnt von sechs Zweikämpfen nur einen. Das sagt alles“, bemängelte Weinzierl.

Die ungewöhnliche Form der offenen Kritik des Trainers zeigte nicht zuletzt, dass sich die sportliche Führung scheinbar nicht mehr anders zu helfen weiß, als Einsatzwillen, Leidenschaft und Kampfgeist bei Meyer mithilfe der Öffentlichkeit herauszufordern. Dessen Unbekümmertheit, die blitzartigen Wendungen mit dem Ball, seine mitreißenden Dribblings, die Kreativität und nicht zuletzt seine Torgefahr — all das gehört der Vergangenheit an. Wo er noch vor einigen Monaten, etwa bei den Olympischen Sommerspielen von Rio de Janeiro, als er als Kapitän die deutsche Mannschaft anführte und erst im Finale gegen Brasilien unterlag, Akzente setzte und sich als eine Art Freigeist präsentierte, läuft er mittlerweile den eigenen Ansprüchen hinterher. Dabei könnten seine Kollegen gerade in dieser schwierigen Phase einen zweikampfstarken, ideenreichen Spielmacher gebrauchen.

Doch Meyer wirkt frustriert, schmollt und schweigt. Wohl auch, weil Weinzierl das 3-5-2-System favorisiert. Und in diesem taktischen Schema ist der Spielmacher hinter den Spitzen - Meyers Lieblingsposition - nicht vorgesehen. Der Trainer sucht mehr Kompaktheit in der Zentrale, auch wenn dies schon länger und speziell in der jüngsten Bundesligapartie gegen die Gladbacher (2:4) nicht funktionierte. „Der Schlüssel liegt im Zweikampfverhalten, wir brauchen wieder eine hohe Zweikampfquote“, sagt Weinzierl, der eine Taktikdiskussion für irrelevant hält. Und Meyer konnte zuletzt nicht darlegen, dass er die Vorstellungen des Trainers erfüllen kann und will. Dass die Schalker in der Winterpause mit Daniel Caligiuri auch noch einen offensiven Mittelfeldspieler verpflichtet haben, dürfte Meyer ebenfalls nicht gefallen.

„Max Meyer ist ein wichtiger Teil der Mannschaft“, betont Weinzierl zwar immer wieder. Aber ob der Angesprochene das selber auch noch so sieht, ist eher fraglich. Sein Vertrag endet im Sommer 2018. Und ähnlich wie einst der mittlerweile über den VfL Wolfsburg zu Paris St. Germain abgewanderte Julian Draxler scheint auch Meyer sich am Schalker Markt unverstanden zu fühlen. Eine Trennung noch in diesem Sommer würde dem Verein zumindest noch eine Ablösesumme im zweistelligen Millionenbereich einbringen, was zumindest den Verlust des Talents ein wenig abmildern würde. Sollten die Schalker gegen die Fohlenelf auch aus diesem Wettbewerb ausscheiden, sind die Argumente für einen längeren Verbleib des Mittelfeldspielers indes noch geringer geworden. Sportlich mitwirken am Ausgang dieser Geschichte darf Meyer aber vorerst wohl nicht.