VT Kempen: Aus für Handball-Damen?
Der Vorstand der VT Kempen will aus Kostengründen nicht in die 3. Liga. Die Mannschaft zeigt wenig Verständnis.
Kempen. Die Entscheidung der Vereinigten Turnerschaft (VT), ihre Damen-Handballmannschaft nicht für die neue 3. Bundesliga zu melden, sorgt weiterhin für Wirbel.
Aus Mannschaftskreisen gibt es wenig Verständnis für den Rückzug. Zum Hintergrund: Der Deutsche-Handball-Bund (DHB) führt zur kommenden Saison statt der Regionalliga, in der die VT spielt, eine 3. Bundesliga ein. Weil diese Spielklasse mit höheren Kosten verbunden ist, scheut der Vorstand der VT den Weg dorthin.
"Wir finden einfach sehr schade, wie mit uns umgegangen wird", sagt eine Spielerin im WZ-Gespräch. Immer wieder würden die Spielerinnen damit konfrontiert, dass das Team zu teuer sei. Dabei würden nur wenige ein Fahrgeld bekommen.
Die Mannschaft ist der Meinung, dass der Verein in Sachen Sponsorensuche für eventuell steigende Kosten in der 3. Liga nicht aktiv genug gewesen sei. Kritisiert wird auch, dass noch keiner vom Vorstand das Gespräch mit den Betroffenen gesucht habe.
Der Vorsitzende der Turnerschaft, Detlev Schürmann, kann die Kritik nicht nachvollziehen: "Diese Entscheidung ist schon vor langer Zeit einstimmig vom Vorstand getroffen worden - mitgetragen von der Handballabteilung." Auch er sei enttäuscht, dass aus der Mannschaft noch keiner das Gespräch mit ihm gesucht habe.
Hauptgrund dafür, nicht an der 3. Liga teilzunehmen, ist laut Schürmann das Problem mit dem so genannten Harz. Der DHB schreibt vor, dass das Haftmittel ab der 3.Liga Pflicht ist.
"In der Kempener Halle ist das aber verboten", sagt Schürmann. "Da lässt die Stadt nicht mit sich reden." Hintergrund ist, dass der Hallenboden vom Haftmittel verschmutzt wird. "Pro Reinigung werden etwa 600 Euro fällig. Das ist zu teuer." Außerdem könne die Sporthalle nach jeder Reinigung 24 Stunden lang nicht genutzt werden.
Ebenso kommen höhere Kosten bei Schiedsrichtern und Kampfgerichten auf den Verein zu. "Das machen wir nicht mit", stellt der VT-Chef klar. Bislang kostet die Damen-Mannschaft den Verein rund 30 000 Euro pro Jahr - das ist etwa ein Drittel des Etats für die gesamte Handballabteilung, zu der auch 17Jugendmannschaften gehören.
"Gerade den Jugendlichen müssen wir als Vorstand gerecht werden", ergänzt Schürmann. "Der Etat für die Handballer bleibt so bestehen. Allerdings wollen wir wieder mehr in die Jugend investieren." Bei den Damen könnte also gekürzt werden.
Angesprochen auf die Kritik, nicht ausreichend nach Sponsoren gesucht zu haben, sagt Schürmann: "Diesen Vorwurf lasse ich nicht gelten. Die Handball-Abteilung hat sich die Hacken abgelaufen-ohne Erfolg."
Schürmann ist trotzdem zuversichtlich, in der nächsten Saison ein schlagkräftiges Team für die Oberliga zu haben. "Es wird auch weiterhin attraktiven Damen-Handball geben - ohne Profistatus." In Mannschaftskreisen ist man da anderer Meinung: Die meisten Spielerinnen werden sich wohl nach einem anderen Verein umschauen.