Bundesliga Zu Gast bei Union: Abenteuer Alte Försterei

Berlin · Trotz einer 0:2-Niederlage beim Fußball-Bundesliga-Aufsteiger ist das Spiel in Berlin für viele Fans von Borussia Mönchengladbach etwas Besonderes.

Die Fans von Union Berlin sorgten am Samstag im Spiel gegen Borussia Mönchengladbach für eine prächtige Stimmung.

Foto: dpa/Soeren Stache

Union Berlin hatte am Tag nach dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach den eigenen Fans noch eine wichtige Botschaft mitzuteilen. „Nicht vergessen! Wer für das Heimspiel gegen Köln kein Losglück hatte, kann sein Glück ab morgen auf dem Ticketzweitmarkt versuchen.“ Dem Bundesliga-Aufsteiger rennen sie nicht erst seit der Rückkehr in die höchste deutsche Spielklasse die Kassenbuden ein. 22 012 Zuschauer waren am Samstag wieder ins Stadion an der Alten Försterei gekommen. Kartenanfragen hatte es gegen den amtierenden Spitzenreiter natürlich wieder einmal deutlich mehr gegeben.

Denn Union ist nicht nur für die Heimfans etwas Besonderes. Vor allem auch für Gästeanhänger gelten Partien im Berliner Stadtteil Köpenick als lohnendes Ziel. 3500 Borussen sollen am Samstag ihr Team in Berlin unterstützt haben. Obwohl die Mannschaft von Trainer Marco Rose bei der 0:2-Niederlage nicht ansatzweise an die rasanten Auftritte von vor der Länderspielpause anknüpfen konnte, verließ so mancher Borussia-Fan das Stadion mit einem Lächeln – oder auch einem rot-weißen Schal.

Union-Trainer lobt die „sensationelle Stimmung“

„Die Stimmung hier im Stadion ist sensationell. Unsere Fans tragen uns durch die Spiele“, verriet Unions Trainer Urs Fischer nach dem Sieg gegen Gladbach, bei dem die Heimfans auf den Tribünen stimmungstechnisch eine regelrechte Show ablieferten. Bei Union, wo sich vor Heiligabend auch bis zu 25 000 Menschen zum Weihnachtssingen treffen, gehört die gelebte Gemeinschaft zwischen Kurve und Mannschaft vielleicht noch ein Stück weit mehr zur DNA des Vereins als anderswo in der Bundesliga. Oder wie Nina Hagen in der Vereinshymne „Eisern Union“ singt: Gemeinsam „immer weiter, ganz nach vorn.“

Das Drumherum bei Union wirkt wie ein Gegenentwurf zum modernen Fußballbusiness. In der Alten Försterei, in der es deutlich mehr Steh- (18 395) als Sitzplätze (3617) gibt, wird in der Halbzeitpause gegen Mönchengladbach  nicht nur einem langjährigen Vorsänger in emotionaler Art und Weise für sein Engagement gedankt, es wird auch den verstorbenen Mitgliedern gedacht oder dem Torwart einer Gästemannschaft, der zum Lebensretter für einen Senioren-Spieler der Köpenicker wurde, applaudiert.

Das Stadion soll ab
Sommer 2020 ausgebaut werden

Im Gladbacher Fanlager dürfte der Frust nach der Partie auch deshalb schnell verflogen sein, weil ein Spieltag in der Alten Försterei eben viel mehr ist als ein bloßes Fußballspiel, in dem es um Sieg oder Niederlage geht. Die Sympathien zwischen den Fankurven, die auch vor dem Spiel vor allem zwischen den aktiven Fanszenen bestand, werden nach dem Aufeinandertreffen am Samstag nicht weniger geworden sein. Den Heimweg traten viele Fans gemeinsam an, der ein oder andere Schal wurde dabei auch getauscht. Und dann waren da ja noch die, die die Partie eben nicht im Stadion verfolgen konnten, weil es eben nicht für jeden eine Karte gab. Geschaut wurde dann eben gemeinsam in den Kneipen rund ums Stadion.

Damit zukünftig mehr Fans in den Genuss von Union-Spielen kommen, wird das Stadion voraussichtlich ab Sommer 2020 ausgebaut, drei Tribünen aufgestockt werden. 37 000 Plätze soll die Alte Försterei dann fassen.

Auch die Zahl der Sitzplätze wird sich erhöhen. Denn die Deutsche Fußball Liga schreibt 8000 Sitzplätze für Bundesligisten vor. Bis dahin müssen Heim- und Auswärtsfans bei Union weiterhin auch ein bisschen Glück haben, um in den Genuss eines Bundesligaspiels zu kommen.

Gegen den 1. FC Köln, den nächsten Gegner der Köpenicker in der Bundesliga, wird das Stadion sicherlich wieder ausverkauft sein. Zum siebten Mal in dieser Saison dann. Wer Glück hat, kann noch Karten auf dem Zweitmarkt bekommen.