Zwischen der Borussia und den Bayern liegen Welten

Trainer Michael Frontzeck empfindet Respekt vor dem Rekordmeister: „Aber Angst gibt es nicht“.

Mönchengladbach. In der Öffentlichkeit tritt Michael Frontzeck meist als ruhiger, sachlicher Fußballlehrer auf, zu einem emotionalen Redeschwall lässt sich der Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach nur selten hinreißen.

Auch vor dem Duell am Samstag gegen Tabellenführer Bayern München bereitet Frontzeck der ganze Medienrummel und die Fragen zur möglichen Vorentscheidung im Endspurt um die deutsche Meisterschaft eher Unbehagen.

"Mich interessiert nicht, wer uns alles in Deutschland die Daumen drückt und hofft, dass wir zum Stolperstein für die Bayern werden. Mich interessiert auch nicht, wer am Ende den Titel holt. Wir schauen nur auf uns. Bei allem Respekt vor den Münchnern, aber wir wollen was holen und mit unseren fantastischen Fans im Rücken bis an unsere Grenze gehen", sagt der 45-Jährige.

Seit Wochen ist der Borussia-Park mit 54 057 Zuschauern ausverkauft, das Medieninteresse riesengroß, die 84. Auflage des Klassikers Borussia gegen Bayern wird in mehrere Länder live im Fernsehen übertragen. Dass beide Vereine in den 70er Jahren den Meister abwechselnd ausspielten und auch jahrelang das Gros der Nationalmannschaft stellten, ist bis heute in den Köpfen zahlreicher Fußball-Fans verankert.

Inzwischen liegen zwischen Bayern und Borussia jedoch Welten, die Münchner sind Deutschlands Vorzeigeklub und haben das Triple (Meisterschaft, DFB-Pokal, Champions League) im Visier (siehe Bericht auf der zweiten Sportseite). Die Gladbacher versuchen gerade, im zweiten Jahr nach dem zweiten Wiederaufstieg die Weichen für eine bessere Zukunft in Liga eins zu stellen.

Vor der Heimstärke der Borussia in dieser Spielzeit - gerade gegen die Großen - sind sie beim Rekordmeister aus München allerdings gewarnt. Trainer Louis van Gaal ist nicht entgangen, dass Mannschaften wie Schalke 04, Werder Bremen oder der HSV am Niederrhein das Nachsehen hatten.

"Mönchengladbach hat ein gutes Team mit Perspektive. Das haben wir schon beim Hinspiel gesehen", sagt der Niederländer. "Und wir haben trotz aller guten Spiele bislang noch nichts erreicht, noch keinen einzigen Titel in den Händen."

Weshalb sich sein Gladbacher Kollege Frontzeck auch keinen Vorteil daraus erhofft, die Münchner könnten angesichts der Spiele gegen Lyon im Borussia-Park die Zügel schleifen lassen. "Die Bayern werden trotz der Champions League keinen Gang herausnehmen, die wollen den Titel mit aller Macht."

Angst, dass vor allem der überragende Robben sowie Ribéry die Borussia ähnlich düpieren könnten wie jüngst Hannover, hat Frontzeck nicht: "Ich weiß, dass sich Angst gut in den Medien verkaufen lässt, aber Angst ist auf dem Fußballfeld fehl am Platz. Respekt immer, aber Angst nie."