1. FC Köln - Die Last eines Kapitäns

Vor dem Spiel in Leverkusen sorgt sich der 1. FC Köln um Pedro Geromel. Der verursacht einfach zu viele Elfmeter.

Köln. Die Statistik ist so grausam, dass es von Vorteil wäre, Pedro Geromel machte sich nichts aus diesem Wust aus Daten und Spielanalysen. Nicht, dass der Brasilianer des 1. FC Köln besonders wenig laufe oder übermäßig wenig Zweikämpfe gewänne. Nein, Geromel, der im Sommer 2008 von Vitória Guimarães in Portugal nach Köln gewechselt war, hat in 93 Bundesliga-Einsätzen bereits neun Elfmeter verschuldet — so viele, wie aktuell kein anderer in der Liga. Zu allem Unglück weiß der 25-Jährige mit brasilianischem und italienischem Pass in FC-Torhüter Michael Rensing keinen Elfmetertöter hinter sich. Elf Strafstöße wurden gegen Rensing geschossen, elf mal verlor der das Duell.

Das Trauma gegen Nürnberg, als Geromel bei der jüngsten 1:2-Heimniederlage zwei Strafstöße verursachte, sollte er besiegt haben, wenn er heute ins rheinische Derby gegen Bayer Leverkusen (15.30 Uhr) zieht. „Pedro weiß mehr als alle anderen, dass es sehr schlecht war gegen Nürnberg“, sagte Kölns Trainer Stale Solbakken gestern. „Er wird viel darüber nachdenken.“ Hoffentlich nicht zu viel? „Das stimmt auch wieder“, sagt Solbakken und lächelt. „Geromel als Kapitän überfordert?“ hatte der Boulevard gedichtet, es war eine schnelle Ursachensuche für Unerklärliches, weil Geromel auch in jenen Zeiten Turm in der Abwehr war, als um ihn herum längst alles weggebrochen war.

Identifikation bringt er mit, er ist ein ruhiger, uneitler Vertreter seiner Zunft. Einer, der den Ball vom Tor weghält. Dafür macht er alles, er grätscht, er läuft die Bälle ab, er ist der Herr der Lüfte und irgendwie hat er immer noch eines seiner langen, dünnen Beine dorthin gebracht, wo Gefahr lauert. Kurzum: Geromel ist einer, der jeden Stürmer nervt. Und manchmal nervt ihn der Schiedsrichter.

Große Aussagen macht er nicht. Sein Gesichtsausdruck verrät die Leidenschaft nicht, mit der er spielt. Geromel ist jetzt gefragt, weil er Lukas Podolski als Kapitän abgelöst hat. Er antwortet verhalten auf gebrochenem deutsch, muss jetzt die Niederlage erklären. Siege überlässt er den anderen. Sie sind selten genug.

„Pedro steht im Zentrum unseres Spiels, er verkörpert das System“, hatte Solbakken gesagt, als er Geromel die Kapitänsbinde überreichte. Seither hat die Abwehr mit ihm 14 Gegentore in fünf Spielen kassiert.

In der Innenverteidigung neben ihm wird gewürfelt. Youssef Mohamad wechselte nach Al-Ahli, Kevin Pezzoni verletzte sich, dann kam sein portugiesischer Freund Henrique Sereno, der nun gegen Leverkusen als Außenverteidiger spielen soll. Geromel wird sich an den neuen Partner Kevin McKenna gewöhnen müssen. „Es ist schwierig“, stöhnt Solbakken. Zu viel Veränderung. Kein Wunder, dass auch Geromel da mal die Übersicht verliert. Bis 2014 läuft der Vertrag in Köln, am Mittwoch wird er 26 Jahre alt. Es soll kein Geburtstag mit einer Derby-Niederlage sein.