Arnesen sucht Trainer mit System - Erste Absagen
Hamburg (dpa) - Der nächste HSV-Schuss muss sitzen: Nach dem Verschleiß von elf Fußball-Lehrern seit 2001, Abfindungszahlungen von rund sechs Millionen Euro und akuter Abstiegsgefahr darf sich Frank Arnesen bei der Suche nach dem Retter des letzten Bundesliga-Dinos keinen Fehlgriff leisten.
Der Sportdirektor des Hamburger Traditionsclubs hat klare Vorstellungen, was der Oenning-Nachfolger mitbringen muss. „Ich will einen Trainer, bei dem ich weiß, wie er arbeitet. Er muss nicht mein Freund sein. Aber es ist wichtig, dass er ein System hat, Liebe zum Fußball, engagiert ist und er muss Deutsch sprechen. Das ist die Kultur dieses Vereins“, umriss der Däne in der „Bild“-Zeitung das Anforderungsprofil.
Arnesen, der als Verantwortlicher für den sportlichen Bereich das Vorschlagsrecht für den „Neuen“ hat, dem der Vorstand dann zustimmen muss, kann die ersten Namen von seiner Liste streichen. So sagte der bei RCD Mallorca unter Vertrag stehende Däne Michael Laudrup, ein enger Vertrauter Arnesens, nach Informationen von NDR 90,3 ab. Laudrups Landsmann Morten Olsen, der auf der Kandidatenliste ebenfalls weit oben stehen soll, wird wohl auch nicht an die Elbe kommen können. Der 62 Jahre alte Nationalcoach ist vertraglich noch bis 2012 an den dänischen Verband gebunden und hält eine Freigabe wegen der noch laufenden EM-Qualifikation für unwahrscheinlich.
Olsen rechnet offenbar auch nicht damit, dass er die Genehmigung für eine Doppelfunktion als National- und Vereinscoach erhält. „Das wird nicht von mir, sondern von meinem Arbeitgeber entschieden“, sagte er der Zeitung „Berlingske Tidende“ dazu. Der Verband habe dieses Ansinnen schon bei einer früheren Gelegenheit abgelehnt, berichtete der 102-malige dänische Ex-Nationalspieler, der von 1993 bis 1995 für den 1. FC Köln in der Bundesliga tätig war.
Eine Verpflichtung des vom bulgarischen Fußball-Verband entlassenen Lothar Matthäus schloss HSV-Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow aus. „Ehrlich gesagt sehe ich ihn nicht als realistische Möglichkeit für uns“, sagte er in der Sport1-Sendung „Bundesliga aktuell“ über den deutschen Rekord-Nationalspieler.
So dürfte sich Arnesens Trainersuche derzeit vor allem auf den deutschen und den niederländischen Markt konzentrieren. Die Holländer Huub Stevens, der den HSV 2007 schon mal in höchster Not rettete, und Marco van Basten haben ihr Interesse signalisiert; Ex-HSV-Torjäger Horst Hrubesch, der sich trotz eines Vertrages beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) mit dem Thema HSV beschäftigt, und der Schweizer Marcel Koller sollen weitere aussichtsreiche Kandidaten sein.
Arnesen, der seit Juni beim HSV ist, muss mit den finanziellen Folgen der ständigen Wechsel auf der Trainerbank leben. Am teuersten kam die Trennung von Frank Pagelsdorf, dessen Vertragsauflösung 2001 umgerechnet rund 2,1 Millionen Euro verschlungen haben soll. Oennings Abfindung habe dank einer Sonderklausel „nur“ rund 500 000 Euro gekostet, berichtete das „Hamburger Abendblatt“ (Mittwoch).
Dass es trotz aller Treueschwüre seinerseits doch zur Trennung von Oenning kam, sei auch für ihn „eine große Enttäuschung, aber das Beste für den Verein“ gewesen, betonte Arnesen in der „Bild“: „Es lag an mir, zu entscheiden: Kann Michael es noch schaffen? Daran habe ich nicht geglaubt. Da muss man ehrlich sein.“