Auch eine Platzwunde kann Herthas Kalou nicht stoppen
Hannover (dpa) - Auf dem Platz war die Verletzung vergessen. „Der Kopf war kein Problem“, versicherte Herthas Salomon Kalou nach seinem ersten Bundesliga-Dreierpack breit grinsend: „Ich wollte dem Team helfen und musste den Kopf nicht benutzen.“
Die drei Tore beim 3:1 (1:0)-Sieg bei Hannover 96 erzielte der ivorische Fußballprofi mit dem Fuß (33./60./87. Minute/Foulelfmeter). Seinen Turban, ein Kopfschutz in den Vereinsfarben, hatte der fröhliche Stürmer nach seinen drei Treffern in Hannover abgelegt. So war die Wunde unter dem dicken Pflaster zu erahnen. Von der gegen Mönchengladbach erlittenen Platzwunde, die mit vier Stichen genäht wurde, und der leichte Gehirnerschütterung ließ sich der Angreifer aber nicht vom Einsatz und vom Toreschießen abhalten.
„Das war wie eine Badekappe“, ulkte Trainer Pal Dardai und fügte ernsthaft hinzu: „Wir mussten ihn schützen, denn es war eine große Platzwunde.“ Das Risiko, ihn trotz des Handicaps spielen zu lassen, hatte sich gelohnt.
Mit weißen Kopfhörern um den Hals und breitem Grinsen sagte Kalou über seinen Spezial-Kopfschutz: „Ich trage ihn auch nächstes Spiel.“ Das wird den Berliner Fans recht sein, die in Hannover die wohl beste Leistung des 30-Jährigen im Hertha-Trikot sahen.
Kalou beeindruckte mit Effizienz und Kaltschnäuzigkeit. Dass er aber mehr kann, bewies er vor allem, als er den Angriff vor seinem ersten Tor selbst mit einer Balleroberung gegen Christian Schulz einleitete und nach einem Sprint nach vorn den Pass von Genki Haraguchi einschob.
Mit seinen Saisontoren fünf bis sieben beseitigte der in seinem ersten Hertha-Jahr häufig kritisierte Angreifer die letzten Zweifel. „Wir waren immer froh, dass wir ihn haben“, sagte der Berliner Kapitän Fabian Lustenberger und fügte grinsend an: „Speziell jetzt.“
Kalou hat bereits am zwölften Spieltag mehr Bundesliga-Tore erzielt als in der gesamten Vorsaison. „Er hatte am Anfang eine schwere Zeit bei uns, aber jetzt ist er auch körperlich topfit, das zahlt sich immer aus“, sagte Manager Michael Preetz.
Der Stürmer argumentierte ähnlich. „Ich hatte letztes Jahr keine Vorbereitung, und diese Jahr hatte ich es“, antwortete Kalou auf die Frage nach dem Unterschied zur Vorsaison. „Und wir spielen mehr nach vorne.“
Seine Fitness wurde vor allem bei den ersten beiden Toren offensichtlich. Beide Male rannte er über den halben Platz. Erst beim letzten Treffer durfte er es beim Schuss aus elf Metern ruhiger angehen lassen. Ob mit langem oder kurzem Anlauf galt in jedem Fall das Preetz-Lob: „Salomon hat eine herausragende Qualität, er ist eiskalt vor dem Tor.“
In der Bundesliga war es Kalous erster Dreierpack, bei seinen bisherigen Stationen ist ihm das aber auch schon gelungen. „Ich habe für jedes Team, für das ich gespielt habe, drei Tore erzielt“, berichtete der Ivorer: „Ich habe das in Feynoord gemacht, in Chelsea und in Lille. Und ich bin froh, dass es hier endlich geklappt hat.“
Der Matchwinner kündigte nach seinem beeindruckenden Auftritt an: „Meine Mission ist noch nicht vorbei.“ Und danach sagte er etwas, was vor allem die Fans der Berliner gerne hören werden. „Wir müssen weiter auf diesem Level spielen, wenn wir den Europacup erreichen wollen.“