Augen auf HSV-Torwart Adler: „Jeder schaut auf dich“
Freiburg (dpa) - René Adler hatte sein Temperament schon kurz nach dem Schlusspfiff wieder im Griff. Gewohnt smart beantwortete der Torwart des Hamburger SV die Fragen der Journalisten.
Noch wenige Minuten zuvor hatte der 27-Jährige in einer hitzigen Schlussphase beim 0:0 gegen den SC Freiburg für Zündstoff gesorgt. „Ich berühre ihn, aber das wollte ich nicht“, beschrieb Adler die brisante Situation mit Stürmer Max Kruse, den er nach einem Ausflug aus seinem Kasten in der Nachspielzeit mit dem Ellenbogen am Kopf touchierte. „Ich wollte ihn eigentlich nur wegschieben und ein bisschen schlichten. Das habe ich auch dem Schiedsrichter gesagt.“
Adler kann von Glück reden, dass ihm Referee Günter Perl nur die Gelbe Karte zeigte. Das Szenario hätte man auch durchaus als Tätlichkeit auslegen können. „Ich hatte einen Ellenbogen im Gesicht. Da oben hat der Arm nichts zu suchen“, keifte Kruse, der mit seinem SC am Ende einem Bundesligasieg näher war als der Gast.
Vier Tage vor dem möglichen Comeback in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Niederlande in Amsterdam waren sowieso schon viele Augen der Nation auf Adler gerichtet - darunter im Freiburger Stadion auch jene von DFB-Chefausbilder Frank Wormuth. Sie sahen einen hellwachen und leidenschaftlichen Keeper, der seinem Team bei Dauerregen in der Schlussphase einen Punkt rettete.
„Er ist in einer Bombenform“, attestierte ihm HSV-Coach Thorsten Fink, der beobachten konnte, wie sich seine Mannschaft nach Gelb-Rot gegen Innenverteidiger Paul Scharner 55 Minuten gegen die drohende Niederlage stemmte. „Bei einem kampfstarken SC Freiburg bei absolutem Kampfwetter haben wir unterm Strich eine gute Leistung geboten“, sagte Adler.
Der niederländische Regisseur Rafael van der Vaart, der ein enormes Arbeitspensum ablieferte, pflichtete seinem Kontrahenten am Mittwoch bei. „Den Punkt haben wir uns verdient“, bilanzierte der 29-Jährige und fügte schmunzelnd hinzu: „Ich habe noch nie in meinem Leben soviel gegrätscht wie hier.“
Adler wollte nach den nervenaufreibenden 90 Minuten im Breisgau von einem zusätzlichen Motivationsschub durch Joachim Löws Nominierung nichts wissen. „Das ist nicht dienlich, weil jeder auf dich schaut“, sagte der zehnmalige Nationaltorwart, der sich nach zweijähriger DFB-Absenz auf die Kollegen freut. „Es ist toll, alte Gesichter wieder zu sehen“, frohlockte Adler.
„Zeit für Experimente“ erkennt der HSV-Keeper im letzten Länderspiel des Jahres gegen die „Elftal“ nicht. Trainer Fink wünscht Adler, dass er eine Halbzeit zum Zuge kommt und van der Vaart in der anderen ein Tor erzielt. Der Spielmacher hofft gegen seinen Teamkollegen aber auf eine ganz andere Konstellation. „Wenn er spielt, werde ich ihm einen einschenken“, versprach der Niederländer spitzbübisch.