Die Bayern aktivieren ihr Malocher-Gen
München (dpa) - In den Bayern steckt auch ein Malocher-Gen. Nach der lockeren Champions-League-Gala gegen den OSC Lille musste sich der enteilte Tabellenführer im schwierigen Bundesliga-Alltag gegen Aufsteiger Eintracht Frankfurt auch mal mit einem ganz gewöhnlichen 2:0 (1:0)-Erfolg begnügen.
Dafür musste die Künstler-Truppe um Franck Ribéry 90 Minuten schuften. „Man kann nicht immer 3:0, 4:0, 5:0 oder 6:1 gewinnen“, bat Trainer Jupp Heynckes um Nachsicht, zumal etliche seiner Vielspieler von einem im Team grassierenden Grippe-Virus geschwächt waren. „Es ist nicht einfach, alle drei Tage zu spielen“, bemerkte der völlig ausgepumpte Torschütze Ribéry nach dem Kraftakt.
„Das war ein hartes Stück Arbeit. Die Frische hat ein bisschen gefehlt“, bemerkte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge nach dem zehnten Sieg im elften Spiel. Von Euphorie war nichts zu merken. Die Spieler waren kaputt, die Bosse bleiben vorsichtig. „Wir tun gut daran, dass wir geerdet bleiben“, sagte Rummenigge. Die Glückszahlen des Wochenendes standen aber schon vor der Ziehung der Lottozahlen fest. „7 - 10 - 11“, zählte Rummenigge auf; gemeint war der Vorsprung auf Schalke (7 Punkte), Frankfurt (10) und Dortmund (11).
„Es war wichtig, dass wir keine Punkte eingebüßt haben“, betonte Rummenigge. Auch die Ruhrpott-Kontrahenten Schalke und Dortmund erlebten keine Einbrüche nach ihren Champions-League-Höhepunkten. Für Uli Hoeneß war der 11. Spieltag darum ein echter Fingerzeig: „Es ist ja interessant, dass die drei Mannschaften, die international jetzt gerade so erfolgreich spielen, auch in der Bundesliga am Ende oben stehen werden.“ Nur Schalke und Dortmund traut Hoeneß wirklich zu, den Alleingang des Rekordmeisters zum 23. Titel zu gefährden.
Aber auch die „frischen, hungrigen“ Frankfurter bereiteten dem Titelfavoriten „in der einen oder anderen Situation Probleme“, wie Bastian Schweinsteiger anerkennend einräumte. „Ich habe jahrelang nicht eine so gute Eintracht gesehen.“ Nicht nur beim Latten-Kopfball von Anderson (50.) wackelte die Münchner Abwehr um Torwart Manuel Neuer, der im 200. Bundesligaspiel zum 87. Mal zu Null spielte. „Wenn man gegen die Bayern gewinnen will, muss man seine Chancen nutzen“, haderte Alexander Meier, der selbst eine Kopfballchance ausließ.
Effektiver und cleverer war der Favorit, dessen starke linke Seite mit Franck Ribéry (44. Minute) und David Alaba (77.) das intensive Spiel entschied. Wobei der Foulelfmeter, den Jungstar Alaba eiskalt verwandelte, ein Geschenk war. „Man muss ihn nicht geben“, räumte Schweinsteiger, der im Strafraum gestrauchelt war, ein.
„Nach einem Champions-League-Spiel musst du solche Spiele nur gewinnen. Alles andere ist nicht so wichtig“, resümierte Präsident Hoeneß. Heynckes berichtete von einem Grippe-Virus, der etliche Akteure zusätzlich geschwächt habe. Auch den Muskelfaserriss von Nationalspieler Jérome Boateng führte er auf die hohe Belastung zurück. „An einem Tag, wo nicht alles so frei von der Leber weg funktioniert, muss man clever, intelligent und rational spielen. Das haben wir gemacht“, lobte Heynckes. Es war der achte Sieg ohne Gegentor, für Schweinsteiger ein Meister-Kriterium: „Das Entscheidende, um Titel zu gewinnen, ist die Defensivarbeit.“
Für die hatte bei der Eintracht Torwart Kevin Trapp eine 1+ verdient. „Es ist einfach Wahnsinn, was er hält“, äußerte Meier über den U 21-Nationaltorwart. Armin Veh, der in München als Trainer weiterhin sieglos ist, ärgerte sich vor allem über die vergebenen Torchancen und das 0:1, das aus einem Konter nach eigener Ecke fiel: „Leider sind wir nicht belohnt worden für unsere Leistung.“ Nur einen Punkt holten die Hessen aus den letzten drei Spielen. Noch macht der „kleine Durchhänger“ (Meier) niemanden nervös. Der Kurs werde „beibehalten, auch in einer schweren Phase“, kündigte Veh an. In München könne man als Aufsteiger durchaus verlieren: „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der in einer anderen Liga spielt.“