Augsburger Zuversicht kehrt zurück: „Sind wieder da“
Augsburg (dpa) - Irgendwo in den Augsburger Stadionkatakomben kehrte die Zuversicht zurück. Als sich die schwäbischen Profis nach dem torlosen Remis gegen Schalke 04 schon auf dem Weg Richtung Kabine waren, beschwor eine Einblendung auf der Videoleinwand einen Jubelsturm auf den Rängen herbei:
Abstiegsmitbewerber 1899 Hoffenheim hatte in Frankfurt verloren und den Relegationsplatz in der Fußball-Bundesliga somit an den erstarkten FCA abgeben müssen. „Wir sind wieder da“, tönte Trainer Markus Weinzierl daraufhin. „Wir haben von Anfang an dran geglaubt. Einige nicht, die haben wir jetzt Lügen gestraft.“
Die Mienen beim Vorjahres-Aufsteiger werden etwas entspannter, weil neben dem Einsatz seit Rückrundenbeginn auch die Punkteausbeute stimmt. Vier Zähler aus zwei Spielen, dazu der Sprung auf Rang 16 - das alles macht die Augsburger Abstiegskämpfer optimistisch. Erstmals seit dem achten Spieltag steht der Außenseiter-Club nicht mehr auf einem der letzten beiden Plätze. „Dass die Mannschaft dran glaubt, ist das Entscheidende. Wenn wir weiter so konzentriert und gierig sind, dann wirst du belohnt. Das ist so!“, kommentierte der neue Manager Stefan Reuter bei seiner Heimspiel-Premiere.
Nach Monaten der Kritik war auch Weinzierl die Genugtuung anzumerken, die Kehrtwende eingeleitet zu haben. Der 38-jährige Trainernovize gab sich zwar scheinbar so höflich und kultiviert wie eh und je, in seinen Worten aber schwangen kleine Revanchegelüste mit: „In der Winterpause haben uns viele abgeschrieben - die haben alle einen Fehler gemacht“, stellte Weinzierl fest und schickte eine Warnung an die Konkurrenz: „Wir treten jetzt als Einheit auf, jetzt sind wir stabil. Wir üben Druck aus auf die vorderen Vereine.“
Besonders stolz durften die Schwaben darauf sein, sich den einen Zähler gegen Schalke nicht etwa mit viel Glück ermauert, sondern mit einem vielversprechenden Auftritt wahrlich verdient zu haben. Der Champions-League-Achtelfinalist präsentierte sich keineswegs wie ein Spitzenteam, ließ sich teilweise vorführen von den Augsburgern um die beiden Südkoreaner Ja-Cheol Koo und Dong-Won Ji. Bei einem Chancenverhältnis von 7:5 wäre selbst ein Sieg drin gewesen - seine mangelnde Abschlussstärke ist der FCA aber in der Winterpause noch nicht ganz losgeworden. Weinzierl nahm's gelassen und spekulierte: „In der Vorrunde hätten wir solche Spiele durch einen Konter vielleicht kurz vor Schluss verloren.“
Als die Augsburger im Herbst einen Nackenschlag nach dem anderen verpasst bekamen, wartete Reuter noch auf einen spannenden neuen Job. Schließlich machte ihm der FCA die Offerte, Reuter nahm an. Gut für beide Seiten, dass es seitdem aufwärts geht. „Die Anspannung ist wieder da, wenn du ins Stadion gehst“, meinte er. Kurz vor Schluss schickte ihn Schiedsrichter Christian Dingert vor 28 553 Zuschauern gar auf die Tribüne, weil sich Reuter an der Seitenlinie etwas zu gestenreich über eine strittige Szene echauffiert hatte. Aber selbst das verdeutlichte: Das Feuer beim FC Augsburg ist zurück.